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Heinrich Ignaz Franz Biber Komponist und einer der größten Violinvirtuosen der Barockzeit

Er wurde als "bester Violin-Spieler" des 17. Jahrhunderts bezeichnet, war aber auch einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit, wofür er schließlich sogar in den Adelsstand erhoben wurde.

Heinrich Ignaz Franz Biber - Violinist und Komponist, Kupferstich aus dem Notendruck: Sonatae für Violine und Basso continuo | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Er war ein gewandter Rhetoriker und beherrschte fließend das Lateinische. Der Böhme Heinrich Biber besuchte wohl ein Jesuiten-Gymnasium, wo er zugleich eine musikalische Ausbildung erhielt. Dafür sprechen auch die beiden von ihm selbst gewählten Beinamen, die er in Verehrung der Heiligen Ignatius und Franciscus annahm. Seit 1670 stand Biber in Diensten des Salzburger Erzbischofs, ab 1684 als Hofkapellmeister. Er war ein genialer und herausragender Violinvirtuose. Noch 100 Jahre später schrieb der Musikreisende Charles Burney über ihn:

"Von allen Violin-Spielern des letzten Jahrhunderts, scheint Biber der beste gewesen zu sein, und seine Solos sind die schwierigsten und originellsten jedweder Musik, die ich aus der selben Zeit gesehen habe."

TECHNISCHE RAFFINESSE IM VIOLINSPIEL

Biber war berühmt dafür, bis in die 7. Lage spielen zu können, was sein Zeitgenosse Arcangelo Corelli für ganz unmöglich hielt. Er verwendete Doppelgriffe bis hin zu 3- und 4-stimmigen Akkorden und setzt in seinen Violin-Werken wie z.B. den sogenannten Rosenkranzsonaten oft verschiedene Arten der Skordatur ein, also eine veränderte Grundstimmung der Saiten, um das Klang- und Ausdrucksspektrum zu vergrößern. Seine Passacaglia für Violine solo ist das bedeutendste Werk seiner Art vor Bachs Chaconne.

BEGEISTERUNG BEI KOLLEGEN UND PUBLIKUM

Da Biber, für einen Virtuosen ungewöhnlich, anscheinend keine großen Konzertreisen unternahm, verbreitete sich vor allem sein Ruf als hervorragender Komponist, wie der Eintrag in Johann Matthesons "Grundlage einer Ehrenpforte" 1740 zeigt:

"Von dem Kaiser Leopold hat er sich zweimahl hören lassen, und ist erstlich mit dem Reichsadel, unter dem grossen Insiegel; hernach mit einem Gnadenpfennige, samt schwerer güldnen Kette, beschenket worden. Ferner stund er am Bayerischen Hofe wohlangeschrieben, da ihn nicht nur der Churfürst wegen seiner musikalischen Wissenschaft, auch mit einer güldnen Ketten und dem daranhängenden Gnaden-Pfennige, sondern dessen Nachfolger an der Chur nicht weniger mit eben dergleichen Schmuck belegt hat. In den Kaiserlichen Erblanden, wie auch in Frankreich und Italien, ist er, wegen seiner Komposition hochgeachtet worden."

WAS KOMPONIERTE BIBER?

Mit der Erhebung in den Adelsstand durfte er sich fortan Heinrich Ignaz Franz "Biber von Bibern" nennen. Er schrieb Kammermusik und Konzerte für verschiedenste Instrumente und Besetzungen, geistliche Vokalwerke wie die monumentale 53-stimmige Salzburger Messe, bis hin zu drei Opern, von denen aber nur eine vollständig erhalten ist. Aus allen diesen Werken spricht ein erstklassiger Komponist mit großer Erfindungsgabe, Melodiegefühl und meisterlicher Beherrschung des Kontrapunkts. Zu Unrecht steht ein Großteil davon im Schatten seiner epochalen Violinwerke.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Juni 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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