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Lübeck Hanse- und Musikstadt

In der Hoch-Zeit der Hanse war Lübeck eine bekannte Musikstadt. Ihren Höhepunkt der Popularität erreichte sie im 17. Jahrhundert durch Dietrich Buxtehude. Danach sank ihre musikalische Bedeutung.

Lübeck, Marktplatz, Rathaus und Marienkirche um 1890/1900 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Für die berühmteste Lübecker Kaufmannsfamilie, die Buddenbrooks, spielte Musik kaum eine Rolle. Die Familienmitglieder "konnten nicht einmal die Choräle erkennen, die in der Marien-Kirche gespielt wurden", schrieb Thomas Mann in seinem nobelpreisgekrönten Roman. Aber der Autor setzte zumindest Hermann Jimmerthal als dem wichtigsten Organisten der Marien-Kirche im 19. Jahrhundert ein literarisches Denkmal. Er portraitierte ihn als den Organisten Edmund Pfühl. Ob wir uns aber ohne Thomas Mann noch an diesen Mendelssohn-Bartholdy-Schüler erinnern würden, ist fraglich. Das 19. Jahrhundert war gewiss nicht die Hoch-Zeit Lübecks als Musikmetropole.

Beeindruckende Musikstadt

Dabei war die mächtigste und reichste Hansestadt an der Ostsee, die ihre Vormachtstellung erst im 16. Jahrhundert an Hamburg abgeben musste, früher eine beeindruckende Musikstadt. Die meisten Lübecker Kirchen hatten schon im Mittelalter Orgeln, zahlreiche Handschriften und Chorbücher zeugen von einer umfassenden Pflege der Kirchenmusik. Und die reichen Kaufleute sorgten dafür, dass in Mittelalter und Renaissance auch die weltliche Musik nicht zu kurz kam: von Spielleuten für ihre bis zu den städtischen Ratsmuskanten.

Tunder und Buxtehude

Doch seine große Zeit als Musikmetropole erreichte Lübeck erst nach der Reformation im 17. Jahrhundert. Im Instrumentenbau von Orgeln, Lauten, Violen und Geigen genoss die Hansestadt einen beachtlichen Ruf. Die beiden bekanntesten Fixsterne Lübecker Musik waren aber die Marien-Organisten Franz Tunder sowie sein Nachfolger und Schwiegersohn Dietrich Buxtehude. Tunder holte die Musik aus der Kirche, veranstaltete die berühmten "Lübecker Abendmusiken" und initiierte damit eines der frühesten Beispiele öffentlicher Konzerte in Deutschland.

400 Kilometer zu Fuß

Es war aber Dietrich Buxtehude, dessen Stern am hellsten strahlte, und der noch heute als der bedeutendste Vertreter der norddeutschen Orgelschule gilt. Durch ihn wurde die Organistenstelle an der Marien-Kirche so attraktiv, dass sich die hochkarätigsten Musiker darum bewarben. Johann Mattheson und Georg Friedrich Händel etwa reisten nach Lübeck, um ihre Chancen für eine Amtsnachfolge zu erkunden. Und der junge Johann Sebastian Bach legte sogar die rund 400 Kilometer von Arnstadt nach Lübeck zu Fuß zurück, um das Spiel seines Vorbilds Buxtehude zu hören. Nachfolger und Schwiegersohn Buxtehudes wurde dann schließlich der heute kaum noch bekannte Johann Christian Schieferdecker. Mit ihm endete die große Zeit von Lübeck als Musikstadt. Zwar hatten hier später noch so berühmte Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler oder Christoph von Dohnanyi ihre ersten Engagements. Aber ihre Karrieren ereigneten sich an anderen Orten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. März 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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