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Melchior Vulpius Kantor und Kirchenkomponist

Einige der Kirchenlieder, die wir heute im Gottesdienst singen, stammen von Melchior Vulpius (um 1570 – 1615), der darüber hinaus noch weit mehr Werke geschaffen hat, die es zu entdecken lohnt.

Stadtansicht Weimar | Kupferstich um 1650 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Er wurde in eine Zeit geboren, in der man noch Latein schrieb, sprach und verstand und in der man seinen deutschen Nachnamen gerne mal übersetzte. Aus Melchior Fuchs wurde Melchior Vulpius, aus dem Sohn eines armen Handwerkers wurde ein angesehener Komponist und Lateinlehrer. Als Geburtsort von Vulpius wird Wasungen angenommen, ein kleiner Ort gut 80 Kilometer südwestlich von Weimar. Er muss bereits in jungen Jahren großes Talent zum Komponieren gezeigt haben, ab und an verdient er damit ein paar Gulden. Für ein zufriedenes Leben reicht das allerdings längst nicht aus, eine Beschwerde von ihm ist überliefert, da beklagt er, seine Hände und Füße seien ja doch nicht essbar. Trotz der Not geht er eine Ehe ein, da ist er noch keine zwanzig. 1592 dann bessert sich seine Situation: er erhält eine Anstellung als Lehrer, die ihm finanzielle Sicherheit gewährt; vier Jahre später wird er ins Weimarer Stadtkantorat aufgenommen.

Kirchenmusik

Die meisten seiner Kompositionen sind geistliche Werke, die er ab 1602 fast jährlich in Sammelbänden herausbringt und die Titel tragen wie "Pars prima Cantionum sacrarum" oder "Ein schön geistlich Gesangbuch". Lateinische wie auch deutsche Texte sind darin vertont; die lutherische Forderung nach deutscher Sprache im Gottesdienst hat sich in der Kirchenmusik nicht vollständig durchgesetzt.

Die Musik von Melchior Vulpius zeugt von der Beschäftigung mit italienischen Vorbildern, ähnlich wie etwa Giovanni Gabrieli hat auch Vulpius einige seiner Motetten mehrchörig angelegt und sie dann mit im Raum verteilten Chören in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul aufgeführt.

Frühe Passionsvertonung

Sein größtes Werk ist die Matthäus-Passion, die er 1613 veröffentlicht. Über hundert Jahre vor Bach vertont Vulpius den Text eines Evangelisten und schafft so ein frühes Oratorium. In Vulpius Version wechseln sich der rezitativische Gesang des Evangelisten und der biblischen Personen mit dem Chor ab. Arien wie etwa bei Bach fehlen hier. Trotzdem dürften die Zuhörer begeistert gewesen sein von dieser gesungenen Erzählung vom Wunder der Auferstehung.

"Das Leiden und Sterben unseres Herrn Erlösers Jesu Christi aus dem Heiligen Evangelisten Matthaeo nach den Personen mit vier Stimmen componirt und in Druck verfertiget durch Melchiorem Vulpium zu Weimar Cantorem." Deckblatt Matthäus-Passion

Vulpius' Werke noch heute im Gottesdienst

Seine bekanntesten Werke sind Kirchenlieder, die bis heute im Gottesdienst gesungen werden, etwa "Christus, der ist mein Leben", "Die helle Sonn leucht jetzt herfür" oder "Gelobt sei Gott im höchsten Thron". Melchior Vulpius stirbt 1615, da ist er gerade mal Mitte Vierzig. Wolfgang Caspar Printz wird ihm 75 Jahre später in seiner "Historischen Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst" einen kleinen Absatz einräumen:

"Melchior Vulpius, Cantor zu Weimar, ist zu seiner Zeit ein feiner und guter Componist gewesen." aus: Wolfgang Caspar Printz: "Historische Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst", 1690

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. Juli 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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