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Michel Blavet Flötentöne vom Feinsten

Er war der beste Flötist seiner Zeit, geschätzt und bewundert von Voltaire und Friedrich dem Zweiten, von Telemann, von dem Musiktheoretiker Friedrich Wilhelm Marpurg und auch von seinem Flötenkollegen Johann Joachim Quantz.

Musikantengruppe mit Flöte, Violine und Chitarrone - Kupferstich von Elisabeth Claire Tardieu geb. Tournay (1731-1773) nach Gemälde von Jean François du Troy (1679-1752) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Stichwort vom 28. Oktober 2018

Michel Blavet

Um Michel Blavet geht es hier - einen Flötisten, der schon optisch eine ganz besondere Erscheinung war: Als Linkshänder hielt er die Querflöte nicht nach rechts, sondern nach links. Was er dabei akustisch hervorbrachte, soll von phänomenaler Schönheit gewesen sein: singend im Ton, brillant in der Technik, makellos in der Intonation. Auf den Punkt gebracht: Flötentöne vom Feinsten.

Karriere in Paris

Michel Blavet kam als Sohn eines Holzinstrumentenbauers am 13. März 1700 im ostfranzösischen Besançon zur Welt. Schnell und mit Leichtigkeit erlernte er sowohl das Flöten- als auch das Fagott-Spiel. Im Gefolge des Herzogs von Levis kam er 1723 nach Paris und machte dort eine steile Karriere: Ab 1726 trat er für drei Jahrzehnte regelmäßig in den Concerts Spirituels auf. Daneben arbeitete er in gut bezahlten Stellungen: ab 1728 beim Fürsten von Carignan, ab 1731 beim Grafen von Clermont. 1736 wurde Michel Blavet Erster Flötist der Musique du Roi, 1738 der Musique de la Reine und 1740 des Orchesters der Pariser Opéra. Spätestens zu dieser Zeit war er zu einer der unangefochtenen Führungspersönlichkeiten im Musikleben der Metropole an der Seine geworden. Ein Stellenangebot von Friedrich dem Zweiten schlug er als uninteressant aus.

Flötenmusik und Oper

Im Zentrum von Michel Blavets kompositorischem Schaffen stand naturgemäß die Musik mit Flûte traversière, mit Beteiligung einer Solo-Traversflöte. Die Sonaten op. 1, op. 2 und op. 3 sind durchweg virtuos, zeigen aber auch in ihren Anweisungen zur phrasierenden Atmung didaktische Ambition. Das 1745 entstandene Flötenkonzert in a-Moll wurde erst 1954 entdeckt. Eine nicht unwichtige Rolle in der französischen Operngeschichte spielt Michel Blavet mit seinem Divertissement zum Opern-Pasticcio "Le Jaloux corrigé". Das Werk gilt als erste französische Komische Oper und markiert in seiner Absage an das Arioso-Rezitativ à la Lully eine Annäherung an den italienischen Opernstil. Stilistisch offenbaren alle diese Werke Blavets Offenheit für diverse Stile, Gattungen und Formen: für die französische Suite, für Corellis Sonata da Camera, für Vivaldis Konzertform, für die neapolitanische Oper, für den Galanten Stil.

Die Kunst des französischen Flötenspiels

Michel Blavet starb am 28. Oktober 1768 in Paris. Er war ein Komponist von Rang. Als Flötist aber war er eine Ausnahmeerscheinung. Sie überstrahlte den Glanz seiner Zeitgenossen Jacques Hotteterre und Pierre Gabriel Buffardin und begründete eine Tradition in der Kunst des französischen Flötenspiels, die bis zu Jean-Pierre Rampal im 20. Jahrhundert und François Lazarevitch in unserer Zeit reicht.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Oktober 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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