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Opus Lateinisch für Werk

Sie sind jedem Klassikliebhaber vertraut: Die Opusnummern hinter dem Titel zahlreicher Musikstücke. Sie bringen Ordnung und Übersicht in das Schaffen eines Komponisten. Doch ursprünglich waren sie eine Erfindung der Musikverleger.

12 Sonate a Violino Corelli, Arcangelo - Titelblatt der Ausgabe Amsterdam | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Stichwort vom 4. November 2018

Opus

Mit Ludwig van Beethoven betrat ein Komponist die Bühne, der sich nicht mehr als "Tonsetzer" im alten Sinne sah, sondern als Künstler mit einer Mission - seine Musik sollte die Menschheit in ihrem Streben zum Besseren, zum Edlen bestärken. Mit der entsprechenden Emphase versah er seine Werke mit einer Opuszahl, sobald er sie als vollendet ansah und wert, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Magnum Opus

Ursprünglich war Opus ein Terminus technicus des frühen Musikverlagswesens. Er diente zunächst im 16. Jahrhundert als Titel für Sammelwerke, etwa "Magnum opus musicum" - heute würde man vielleicht am treffendsten übersetzen: "Große Werkausgabe".

Um das eigene Sortiment eines bestimmten Komponisten zu ordnen, vergaben die Verleger bald Opuszahlen - auch damit der Käufer nicht erst im Notentext blättern musste, um zu wissen, ob er den Band schon zuhause hatte. Zu den ältesten erhaltenen Publikationen eines einzelnen Komponisten mit Opuszahl gehören die "Motecta festorum" op. 10 von Lodovico da Viadana, erschienen 1597 in Venedig.

Nur das Beste

Arcangelo Corelli war einer der ersten Komponisten, der den verlegerischen Aspekt der Opusnummern mit einem künstlerischen Anspruch des Opus als Werk verband. Denn in seinen sechs gedruckten Werksammlungen zwischen 1681 und 1714 legte er höchsten Wert darauf, ein repräsentatives Bild seines Schaffens zu vermitteln und wählte nur seine besten Kompositionen für die Publikation aus.

Raubdrucker

Dennoch hatten im 18. Jahrhundert alle großen Komponisten von Vivaldi bis Haydn mit unautorisierten Nachdrucken und Raubkopien ihrer Werke zu kämpfen. Diese kursierten häufig unter verschiedenen Opuszahlen, die die Verleger willkürlich oder nach kommerziellen Erwägungen vergaben.

Erst Beethoven ist es schließlich gelungen, den Verlegern seine eigene Opuszählung konsequent zu diktieren. Für ihn wird die Opuszahl zum Symbol individuellen Künstlertums: Sie ist nicht mehr nur eine Katalog-Nummer, sondern steht für je ein Werk im ureigenen musikalischen Kosmos des Komponisten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 4. November 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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