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Sonate Zentrale Form und Gattung der Musikgeschichte

Unzählige Komponisten haben seit dem Ende der Renaissance Sonaten geschrieben, und so unterschiedlich diese Werke auch sind: alle sind sie "Klingstücke"; instrumentale Kunstwerke.

Noten und Notenlinien der Klavierpartitur einer Beethoven Sonate | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Unterschiedlichste Klänge und Tonfälle aus fünf Jahrhunderten Musikgeschichte. Was verbindet diese bunte Stilmixtur? Nun, alle Ausschnitte stammen aus Werken, die mit "Sonate" betitelt sind.

KLINGEN, SINGEN UND TANZEN

"Sonate", abgeleitet vom lateinischen "sonare" (klingen), ist spätestens seit dem 16. Jahrhundert die Bezeichnung für eine instrumentale Komposition - für ein "Klingstück", im Gegensatz zu einer "Cantata" (einem "Singstück") oder zu einer "Ballata" (einem "Tanzstück"). In der Anfangszeit liegt der Sonate kein bestimmtes Formschema zugrunde. Ihre Form ist frei, wie etwa bei den Venezianern Andrea und Giovanni Gabrieli am Übergang von der Renaissance zum Barock. Im Hochbarock profiliert sich die Sonate zu einem charakteristischen Typus der Instrumentalmusik. Arcangelo Corelli ist der eigentliche Schöpfer zweier zentraler Erscheinungsformen der mehrsätzigen Barocksonate.

CORELLI: KAMMER VERSUS KIRCHE

Es sind dies die "Sonata da camera" (die Kammersonate), die im Grunde eine Suite von Tanzsätzen darstellt, und die "Sonata da chiesa" (die Kirchensonate), die mit ihrer Folge von vier abwechselnd langsamen und schnellen Sätzen zum Repertoire der liturgischen Musik gehört.

Auch der Einleitungssatz von Bachs Kantate "Der Himmel lacht, die Erde jubilieret", Werkeverzeichnis 31, ist mit "Sonata" überschrieben. In dieser Gestalt stellt er eine weitere Variante barocker Sonaten-Kultur dar - luxuriös und prachtvoll besetzt.

In der Wiener Klassik - in der Ära von Haydn, Mozart und Beethoven - avanciert die Sonate zur zentralen Form und Gattung der Instrumentalmusik: Als ein drei- oder viersätziges zyklisches Werk, dessen erster und zumeist auch letzter Satz in der so genannten "Sonatenform" stehen, mit der Exposition dualistischer Themen. Dabei wird die "Sonate" zur Basis für die Form- und Satzstruktur auch von Symphonie und Konzert und weiterer Erscheinungsformen der Instrumentalmusik. Alles ist Sonate, sozusagen.

ZURÜCK ZUM BEGINN

Die Geschichte der Sonate ist eine unendliche Geschichte. Auch in unserem Zeitalter der "Postmoderne" werden nach wie vor Sonaten komponiert. Ihre Erscheinungsformen sind dabei von verwirrender Vielfalt. Eines kann man indes konstatieren: Sonaten der Moderne sind oft vergleichbar den Sonaten der Anfangszeit. Es sind wieder freie "Klingstücke", die - wie Pierre Boulez einmal formulierte - die "platzanweisende Form" (nämlich die alte Sonatenform) nicht mehr kennen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. November 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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