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Spanische Trompete Die "Artillerie der Orgel"

Der Klang ist schmetternd, groß, kräftig und laut, das Aussehen erinnert an die zielgerichteten Rohre einer Artilleriestellung – das Orgelregister der Spanischen Trompete, es ist akustisch wie optisch unverwechselbar

Spanische Trompete | Bildquelle: © Carlets

Bildquelle: © Carlets

Die Zungenpfeifen des Registers sind nicht wie die anderen Pfeifen senkrecht, sondern waagrecht angeordnet, und zwar an der Vorderfront der Orgel, so dass sie direkt auf den Kirchenraum gerichtet sind. Daher denkt man an Kanonenrohre. Und der Klang wird kräftig und rein, weil sich die Schallwellen ungehindert in den Raum ausbreiten können.

Von den Orgelbauern der iberischen Halbinsel

Die Spanische Trompete - gewissermaßen die "Artillerie der Orgel" - ist eine Erfindung spanischer Orgelbauer der frühen Barockzeit. Als eigentlicher Erfinder gilt José de Echevarría, der wohl 1659 für die Kirche seiner Geburtsstadt Eibar im nordspanischen Baskenland die erste Orgel mit den charakteristischen Horizontal-Zungenpfeifen gebaut hat. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts erscheint die "Trompetería", wie man die Spanische Trompete in ihrem Ursprungsland nennt, an Orgeln auf der gesamten iberischen Halbinsel und auf den Balearen, in der Folge auch in den spanischen und portugiesischen Kolonien in Übersee. Zu prominenten Komponisten der Zeit, die sich der "Trompetería" bedienen, zählen Antonio Soler und zuvor vor allem Juan Bautista Cabanilles.

 "Trompettes en chamade"

Im späten 18. Jahrhundert und das ganze 19. Jahrhundert hindurch wird das Register der Spanischen Trompete auch vom französischen Orgelbau adaptiert. Aus dem Jahr 1773 ist ein Instrument des südfranzösischen Dominikaner-Priesters und Orgelbauers Jean Esprit Isnard erhalten. Später verbaut der legendäre Orgelbaumeister Aristide Cavaillé-Coll mehrfach die Spanische Trompete in seinen Instrumenten. "Trompettes en chamade" werden die horizontalen Zungenpfeifen in Frankreich genannt, in Deutschland auch "Chamade-Werk".

Comeback im späteren 20. Jahrhundert

Nach einer Zäsur wird die Spanische Trompete seit der Mitte des 20. Jahrhunderts im internationalen Orgelbau wieder häufig verwendet - zur Klangverstärkung, zur Imitation von Bläserfanfaren und nicht zuletzt zur Erzeugung jenes imposanten optischen Eindrucks, den jene "Trompetería" - Kanonenrohren der Artillerie gleich - von allem Anfang zu einer Attraktion machte.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. September 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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