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Tommaso Albinoni Komponist und Spielkartenhersteller

Er übte einen nicht gerade alltäglichen Beruf aus: Tommaso Albinoni war Spielkartenhersteller, bevor er sich nach einigen Opernerfolgen ganz der Komposition widmete und zum Pionier des Violinkonzerts wurde.

Frontispiz | Bildquelle: BR

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Das Stichwort vom 15. September 2019

Tommaso Albinoni

Das bekannteste Werk von Albinoni - ist gar nicht von ihm: Das berühmte Adagio in g-Moll - ähnlich populär wie Bachs Air oder Händels Einzug der Königin von Saba. Es erschien 1958 unter dem Namen des italienischen Musikforschers Remo Giazotto, der 1945 die erste Biografie über Albinoni veröffentlicht hatte. Damals habe er einige Fragmente Albinonis entdeckt, behauptete er, und aus diesem Kern das Adagio auskomponiert.

ALBINONI ODER NICHT?

Bis heute ist unklar, ob diese Fragmente von Albinoni überhaupt existieren oder authentisch sind. Egal, das Stück wurde ein Hit - und während der Name Giazottos bald in den Hintergrund trat, firmierte es zunehmend als Komposition Albinonis.

Auch wenn vermutlich aus diesem Adagio keine einzige Note von Albinoni stammt - es hat ihm doch zu einem unvergleichlichen posthumen Ruhm verholfen! Seine Musik war so gut wie vergessen, bereits wenige Jahrzehnte nach seinem Tod hielt man ihn nur noch für einen Kleinmeister aus der zweiten Reihe.

DILETTANT ODER PROFI?

Das lag vielleicht daran, dass er sich am Beginn seiner Karriere selbst als "Dilettante" bezeichnete. Das war damals kein verächtlicher Ausdruck für einen Hobby-Künstler. Eher zeugte es von Albinonis Stolz, die Musik um ihrer selbst willen ausüben zu können, ohne auf sie als Broterwerb angewiesen zu sein.

Albinonis Hauptberuf bis 1708 war nicht gerade alltäglich - er war Spielkartenhersteller im Unternehmen seines Vaters. Doch sagte ihm ein anderes Spiel mehr zu - das der Violine: Denn fortan nannte er sich "musico di violino" und machte schließlich doch die Komposition zum Hauptberuf.

PIONIER

Über ein halbes Jahrhundert lang feierte Albinoni große Erfolge mit seinen Opern, nicht nur in seiner Heimat Venedig, sondern auch nördlich der Alpen. Außerdem gehörte er neben Antonio Vivaldi zu den Pionieren des damals brandneuen Violinkonzerts, das mit seinen effektvollen Tutti-Solo-Kontrasten schnell die Herzen der europäischen Musikliebhaber eroberte.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. September 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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