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Violine Streichinstrument in Diskantlage

Sie trat im 16. Jahrhundert auf die Bildfläche und ist seitdem nicht mehr aus dem Musikleben wegzudenken: die Violine, auch Geige genannt.

Violine | Bildquelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (MI577)

Bildquelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (MI577)

Die Violine ist eine Komposition aus Klang und Form. Nicht nur ihre klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten sind betörend, auch ihre Gestalt weckt Fantasien: Man Ray inspirierte sie zu seiner berühmten Fotocollage: Auf einem sanft geschwungenen, entblößten Frauenrücken hat er zwei f-Löcher montiert - die unverkennbaren Markenzeichen des Violin-Korpus.

Die Violine ist das Diskantinstrument der Viola da braccio-Familie, also der Armgeigen-Familie, zu der außerdem noch die Viola und das Violoncello gehören. Anders als die Streichinstrumente der Gamben-Familie haben die Geigen keine Bünde am Griffbrett - die Spieler müssen die Töne ohne Greif-Hilfe finden, allein durch Übung und Gehör. Oberitalienische Instrumentenmacher entwickelten die Violine um 1500 aus älteren Fideltypen. Als Vorbild diente das Rebec, in der Bauweise orientierten sich die frühen Geigenbauer an der Laute.

ERFOLGREICHE INSTRUMENTENFAMILIE

Die Grundbestandteile der Violine sind der Boden, die Zarge (so heißt die Seitenwand des Korpus), die Decke und der Hals, auf dem das Griffbrett angebracht ist. Geigenbaumeister Konrad Kohlert aus Poxdorf bei Forchheim erzählt, welche Hölzer für den Bau der Violine verwendet werden:

"Die Geige ist im Prinzip aus zwei Hölzern gebaut: Boden, Zargen und Hals sind aus Bergahorn. Man sucht da ein möglichst feinjähriges Holz, eine besondere Spielart, den Spiegelahorn. Das Holz sollte möglichst gut geflammt sein - je schöner geflammt, umso wertvoller ist das Holz. Die Decke, das eigentlich tongebende Material der Geige, ist immer aus Fichte."

AUSGEREIFT IM BAROCK

Bereits im 17. Jahrhundert wurde die Violine in einer derart hohen Qualität hergestellt, dass sich an ihrer Machart seitdem nicht mehr viel geändert hat.

"Wie perfekt sie damals schon war, zeigt sich eigentlich daran, dass alle Konzertinstrumente der großen Solisten heute immer noch Geigen der damaligen Zeit sind - die wurden nur umgebaut. Es wurde im Wesentlichen ein etwas längerer und schwererer Bassbalken eingebaut, der dem höheren Druck Widerstand geben konnte. Das ist im Korpus der einzige Unterschied: bei der Barockgeige war der Bassbalken noch etwas leichter, bei der modernen Geige ist er länger und etwas schwerer."

IDEAL GEEIGNET FÜR DIE NEUEN KOMPOSITIONSIDEEN

Die Instrumente der Violinfamilie verdrängten nach und nach alle anderen Streichinstrumente wie das Rebec oder die Viola da Gamba. Das lag vor allem an der Vielseitigkeit der Violine. Ob für die intime Sphäre der Kammermusik, als virtuos glänzendes Soloinstrument oder als dominante Klangmasse im Symphonieorchester - es ist dieser Facettenreichtum des Klangs, dem die Violine ihre faszinierende Aura verdankt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. August 2011 um 13.05 Uhr, auf BR-KLASSIK

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