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Zweimal war J. S. Bach verheiratet gewesen, zahlreiche Kinder wurden ihm geboren. Gleich das erste Kind hat sein Talent geerbt: Wilhelm Friedemann sollte eine ebenso große Künstlerpersönlichkeit werden wie der Vater.

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Auf dem Friedrich Georg Weitsch zugeschriebenen Ölbild aus der Zeit um 1760 sieht er reichlich unseriös aus, wie ein verwegener Bonvivant, wie ein Lebemann, wie ein Dienstmädchen-Verführer und ein Womanizer älterer Damen zugleich: Wilhelm Friedemann Bach, der älteste Sohn des Johann Sebastian Bach, und seiner ersten Frau Maria Barbara.

EIN ECHTER KÜNSTLER

Er war eine genialische, selbstwollende, eigenwillige Persönlichkeit, die jenseits ihrer Zeit stand und am Ende als Künstler, wie er als Mensch tragisch scheiterte. Am 22. November 1710 wurde er in Weimar geboren.

Seine musikalische Laufbahn begann er als Organist in Dresden. Sein Beiname "Hallescher Bach" resultiert aus seiner langen Zeit in Halle. Ab 1746 wirkte er dort als Organist und erhielt den Titel "Director Musices". Nach seiner Entlassung durch die Kirchenbehörde wegen häufiger Abwesenheit lebte er nach 1764 für weitere sechs Jahre als freischaffender Künstler in der Stadt an der Saale. Doch auch später, in Braunschweig und in Berlin, scheiterte er bei dem Versuch, sich eine Existenz ohne feste Anstellung als Lehrer, konzertierender Künstler und selbständiger Komponist aufzubauen. Er starb vergessen und im Elend am 1. Juli 1784 in Berlin.

DER BLICK NACH VORNE

Wilhelm Friedemanns Biografie mutet wie die Vorwegnahme eines romantischen Künstlerlebens an. Seine am Übergang zwischen Spätbarock und Frühklassik ungewöhnliche Lebensplanung als Lebemann und freier Komponist entspricht der seinerzeit ungewöhnlichen Harmonik und Expressivität und postmodernen Verschiedenstimmigkeit seiner Tonsprache. Wilhelm Friedemann war seiner Zeit voraus. Damit aber bei er seinem Vater Johann Sebastian Bach wenn auch in ganz anderer Weise, sehr ähnlich. Wie schrieb doch Carl Philipp Emanuel, ein anderer großer Bach-Sohn, über seinen Bruder Wilhelm Friedemann:

"Er konnte unseren Vater er ersetzen, als wir alle zusammengenommen." Carl Philipp Emanuel Bach

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. Oktober 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK