BR-KLASSIK

Inhalt

Was heute geschah – 14. Juni 1965 Die Beatles nehmen "Yesterday" auf

London, 14. Juni 1965. In den Abbey Road Studios in London wird ein künftiger Welthit aufgenommen. Ein Lied, das später tausende Interpreten unterschiedlicher Genres nachsingen und -spielen: "Yesterday" von den Beatles. Darauf zu hören ist jedoch nur einer von ihnen. Und vier weniger Bekannte.

The Beatles: "Yesterday and Today" – Plattencover | Bildquelle: picture alliance / dpa | Heritage Auctions

Bildquelle: picture alliance / dpa | Heritage Auctions

Der Beitrag zum Anhören

Vielen genügen drei Sekunden, um das Lied zu erkennen. Oder noch weniger. Schon die Begleitakkorde auf einer einen Ton tiefer als sonst gestimmten akustischen Gitarre haben eine sofort identifizierbare Klangfarbe.

Und plötzlich Streicher

"Yesterday": Eines der berühmtesten Lieder der Welt, gesungen und geschrieben von Paul McCartney. Ein lyrischer, für die Pop-Sensation der damaligen Zeit, die Beatles, ungewöhnlicher Song. Da singt nur einer. Die anderen aus der Band machen Pause. Dafür sind Leute dabei, deren Namen Beatles-Fans nicht kennen. Tony Gilbert, Sidney Sax, Kenneth Essex und Francisco Gabarro. Zu dem Wort "suddenly" setzen sie nach 22 Sekunden der Aufnahme – passend plötzlich – ein.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Yesterday (With Spoken Word Intro / Live From Studio 50, New York City / 1965) | Bildquelle: TheBeatlesVEVO (via YouTube)

Yesterday (With Spoken Word Intro / Live From Studio 50, New York City / 1965)

Bitte auf keinen Fall Vibrato!

Ein Streichquartett nahm Produzent George Martin hinzu. McCartney hatte gezögert. Streicher verband er zu sehr mit musikalischem Sirup. Doch nur vier: okay! Paul insistierte dennoch: "Kein Vibrato! Ich will auf keinen Fall Vibrato!" Er bekam dann die Töne so pur und entschlackt wie möglich. Mit leichtem Restvibrato. Denn Streicher – außer sie stammten aus Spezial-Ensembles für Avantgarde-Musik wie etwa dem berühmten LaSalle Quartet – waren es schlicht nicht gewohnt, ohne das den Ton etwas lieblicher machende Beben der Griffhand zu spielen.

Neidisch auf die Cello-Figur

Paul McCartney und George Martin im Studio | Bildquelle: picture alliance / Globe-ZUMA | Globe Photos Paul McCartney und George Martin im Studio | Bildquelle: picture alliance / Globe-ZUMA | Globe Photos George Martin schrieb das Arrangement für die Streicher, aber McCartney redete mit. Und so fand etwa eine prägnante Cello-Figur, die emphatisch in die Septime kletterte, Eingang in die Streicherparts. George Martin bekannte später, er sei neidisch auf diese Idee gewesen. Und auch ein ganz hoher, lang gehaltener Geigenton in der letzten Strophe, ein A, war McCartneys Einfall.
Von 19 bis 22 Uhr im Abbey-Road-Studio 2 (britisch korrekt natürlich: 7 bis 10 p.m.) fanden die Aufnahmen an jenem 14. Juni statt, direkt nach einem sehr lauten Lied, der rau rockenden Lennon-McCartney-Komposition "I'm Down". Darin sang McCartney die Lead-Stimme, die gleich beim ersten Ton in schrille Höhen gepeitscht wird. Sieben Mal wurde "I'm Down" eingespielt! Gut, dass danach noch Stimme übrig war für "Yesterday", absolviert in zwei Takes. Wer weiß, ob sonst eines der berühmtesten Lieder der Welt so gut auf den Weg gekommen wäre.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 14. Juni 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player