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Der Pianist David Fray "Mit Bach tanke ich auf"

Schlagartig bekannt wurde David Fray, als er für einen erkrankten Weltstar einsprang: die Pianistin Hélène Grimaud. Mittlerweile ist der 38-jährige Franzose selbst berühmt. Vor allem seine Bach-Interpretationen setzen Maßstäbe. Sein Münchner Konzert am 18. Februar musste er leider absagen; es findet jetzt am 8. März statt.

Der Pianist David Fray | Bildquelle: © François Berthier

Bildquelle: © François Berthier

Klavierhocker mag er nicht. Wenn David Fray am Flügel sitzt, dann am liebsten auf einem ganz normalen Stuhl mit Rückenlehne. "Ich brauche eine Stütze für meinen Rücken, das hilft mir beim Spielen", erklärt der Pianist. "So kann mein Körpergewicht besser auf die Tasten einwirken, vom unteren Rücken bis in die Fingerspitzen." Das Ergebnis scheint ihm recht zu geben. Frays Interpretationen klingen elegant und durchdrungen.

Ich könnte nicht jeden Tag Konzerte geben.
David Fray

Bekannt wurde der 38-jährige Franzose, als er 2006 für die erkrankte Hélène Grimaud einsprang. Seitdem ist er als Künstler weltweit gefragt. Im vergangenen Jahr hat er fünfzig Konzerte gespielt. "Das ist für mich schon viel! Ich bin keiner von denen, die jeden Tag ein Konzert geben und jedes Mal ein anderes Programm spielen. Das würden mein Kopf und mein Körper nicht verkraften." David Fray nimmt sich viel Zeit, neue Werke zu erarbeiten und Repertoirestücke neu zu beleuchten. "Ich entwickle mich ja weiter als Künstler und stelle mir immerzu neue Fragen. Und das braucht Zeit."

Zurück zur Natur

Wenn David Fray bei sich zu Hause übt, schaut schon mal ein Eichhörnchen oder ein Reh durchs Fenster. Der französische Pianist lebt am Waldrand in einem kleinen Dorf bei Tarbes, mitten in den Pyrenäen. "Ich mache das meiner neunjährigen Tochter zuliebe, denn ich wollte, dass Sie in der Natur aufwächst", erzählt Fray. Dafür ist er aus Paris zurück an seinen Geburtsort gezogen. Dass das Reisen für ihn als Berufsmusiker nun etwas umständlicher ist als früher in Paris, nimmt er gern in Kauf. "Die Berge sind in der Nähe, in einer Stunde sind wir am Atlantik, das gefällt mir."

David Fray in München

Sein Münchner Konzert am 18. Februar 2020 musste David Fray krankheitshalber absagen. Stattdessen konzertiert er am 8. März um 20.00 Uhr im Münchner Prinzregententheater.
Auf dem Programm stehen die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach sowie die Sonate a-Moll D 845 von Franz Schubert.
Informationen zum Kartenvorverkauf finden Sie hier.

Tourneen mit dem Schwiegervater Riccardo Muti

David Fray | Bildquelle: Paolo Roversi / Virgin Classics Der Pianist David Fray | Bildquelle: Paolo Roversi / Virgin Classics David Fray ist ein Familienmensch. Seit zwölf Jahren ist der charmante Franzose mit der italienischen Schauspielerin Chiara Muti verheiratet – der Tochter des Dirigenten Riccardo Muti. Ab und zu geben Fray und sein Schwiegervater gemeinsam Konzerte und fachsimpeln über Musik. "Aber wir unterhalten uns auch über viele andere Dinge."
David Fray hat ein Faible für deutschsprachige Komponisten: Beethoven, Haydn, Mozart, Schumann und vor allem Bach. Als Sohn einer Deutschlehrerin und eines Hegel- sowie Kant-Forschers kam er früh mit der deutschen Kultur in Berührung. "Wenn ich Stücke von Johann Sebastian Bach spiele, tanke ich auf und komme mit mir ins Reine. Diese formelle und emotionale Perfektion bei Bach ist einmalig. Wenn man auch nur eine Note weglässt, ändert es die ganze Struktur. Das gefällt mir."

Bach, der Universelle

Kein Wunder, dass Bach immer wieder im Zentrum seiner Konzerte und seiner CD-Einspielungen steht. Auf seiner aktuellen CD widmet sich Fray gemeinsam mit dem Geiger Renaud Capuçon Violinsonaten von Bach. Vorher nahm er Bachs Konzerte für zwei, drei und vier Klaviere auf, mit seinen musikalischen Partnern Audrey Vigoureux und Emmanuel Christien. "Diese Werke sind so mitreißend, so rhythmisch", schwärmt Fray. "Wir haben die Klavierkonzerte erst kürzlich in Abu Dhabi gespielt, und ich habe mich gefreut, wie gut das arabische Publikum darauf reagiert hat. Es bestätigt mir wieder, dass die Musiksprache von Bach keine Grenzen kennt."

Sendung: Leporello am 13.02.2020 ab 16:06 Uhr auf BR-KLASSIK

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