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Was heute geschah – 1. Dezember 2019 Mariss Jansons stirbt

St. Petersburg, 1. Dezember 2019. Der Dirigent Mariss Jansons stirbt. Große Ereignisse, große geschichtliche Einschnitte hinterlassen notwendigerweise Spuren in der Biographie derer, die sie durchleben – selbst, wenn dies nur mittelbar oder aus der Ferne geschieht. Auch dieser erste Adventssonntag des Jahres 2019 gehört – zumindest für Musikfreunde – zu diesen großen, geschichtlichen Einschnitten.

Mariss Jansons
©Peter Meisel  | Bildquelle: BR

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Jede und jeder, die oder der sich an das Jahr 1969 erinnern kann, weiß, wo sie oder er war, als Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf die Oberfläche des Mondes setzte. So verhält es sich auch mit dem Fall der Berliner Mauer oder dem Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft über Argentinien 2014.

Mariss Jansons prägte das Musikleben Bayerns

Auch der 1. Dezember 2019 gehört – zumindest für Musikfreunde – zu diesen großen, geschichtlichen Einschnitten. An diesem ersten Advent verbreitet sich die Nachricht vom Tode Mariss Jansons, und damit die Bestürzung über den Verlust dieses einzigartigen Musikers. Selbst denen, die mit klassischer Musik kaum oder nie in Berührung kamen, sagte der Name des Dirigenten etwas. Hatte Mariss Jansons in den eineinhalb Jahrzehnten, in denen er das Musikleben Bayerns geprägt hatte, doch viele Leben berührt. Natürlich als Dirigent, aber auch als Mensch.

Ich bin gebunden von Musik, seit ich geboren bin.
Mariss Jansons

Wer Mariss Jansons am Pult, bei Proben oder auch im Gespräch kennen lernte, der traf auf eine unglaublich charismatische Künstlerpersönlichkeit. Die sich nicht schonte, ein fast übermenschliches Arbeitsethos an den Tag legte und völlig uneitel war.

24 Stunden sind nicht genug

Deswegen taugte Jansons – anders als sein Förderer Herbert von Karajan – nicht zur Medienfigur, tauchte nicht in Talkshows auf oder in Samstagabend-Shows. Wenn Jansons etwa vom Publikum in Asien wie ein Popstar gefeiert wurde, wenn die Schlange am Autogrammstand nach dem Konzert wieder mehrere hundert Meter lang war, dann nahm der Maestro das leicht ungläubig bis amüsiert hin. Und schrieb ein Autogramm nach dem anderen.

Wenn man denkt: 'Das haben wir alles schon erreicht' – das stimmt nicht. Denn morgen kann man noch was Besseres, Interessanteres erreichen.
Mariss Jansons
Mariss Jansons | Bildquelle: BR Peter Meisel

Bildquelle: BR Peter Meisel

Chor und Symphonieorchester des BR

Mariss Jansons dirigiert Bruckner

Spuren im Leben seiner Mitmenschen

Im Frühjahr 2009 hatte Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in St. Petersburg musiziert – quasi in seiner musikalischen Heimat. Im Anschluss an das umjubelte Konzert lud Jansons die Musikerinnen und Musiker zu einem großen Fest ein. Die größte Sorge des Maestros an diesem Abend war, so berichtet sein Biograf, ob die Gäste wirklich auch genug zu essen hätten ... Jansons war nicht nur ein großer Musiker, er war auch ein großzügiger Musiker. Er hinterließ mit seiner Arbeit, mit seinen Gedanken, mit seinem Wesen Spuren im Leben seiner Mitmenschen. Deswegen wissen sie nicht nur, wo sie von seinem Tod erfuhren. Sie können sich auch daran erinnern, wann sie ihm zum ersten Mal begegnet sind.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 1. Dezember 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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