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Julie Andrews Ein klingendes Porträt

Sie ist als „Mary Poppins“ berühmt geworden und als Baronin von Trapp im legendären Film-Musical "The Sound of Music“ – doch zuvor hatte sie bereits eine beachtliche Broadway-Karriere hingelegt: Julie Andrews die am 1. Oktober ihren 80. Geburtstag feiert.

Julie Andrews | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Wie ihr großes Vorbild Gertrude Lawrence, die sie 1968 auch in STAR! großartig verkörpert hat, hatte die am 1. Oktober 1935 in Walton-on-Thames geborene Julie schon in jungen Jahren auf Vaudeville-Bühnen angefangen. Bereits mit 12 war sie im Londoner Hippodrom der Star der „Starlight Roof“-Revue. 1954 debütiert sie als Polly Brown am Broadway, in Sandy Wilsons Musical THE BOY FRIEND. Weil sie sich für diese Show nur ein Jahr lang verpflichtet hat, ist sie frei für die Rolle, die sie selbst zur Broadway-Legende machen wird: Eliza Dolittle. An der Seite von Rex Harrison ist die Cockney-Göre par excellence, die von Professor Higgins zur „Fair Lady“ erzogen wird. MY FAIR LADY wird zum Klassiker. Und das „Original Broadway Cast“-Album verkauft sich im Laufe der Zeit über 20 Millionen Mal. Weil ihr nächstes Musical CAMELOT hinter den Erwartungen zurückbleibt, ist sie Anfang der Sixties frei für die Rolle ihres Lebens: das Kindermädchen MARY POPPINS. Robert Stevensons Filmmusical gehört bis heute zu den schönsten Filmen, die Walt Disney produziert hat: ein genialer Mix aus Animationsfilm und Realfilm. Zum Erfolg des Films tragen neben der bezaubernden Julie Andrews vor allem die eingängigen Songs der Sherman Brothers bei, die zu Evergreens wurden. In jeder amerikanischen Familie sang man die Lieder mit.

Bei der „Oscar“-Verleihung 1964 hatte es ein seltsames Kopf-an-Kopf-Rennen gegeben: MARY POPPINS gegen Eliza Dolittle, Julie Andrews gegen Audrey Hepburn, die bei der Besetzung der MY FAIR LADY-Verfilmung die besseren Karten gehabt hatte – obwohl eigentlich Julie Andrews mit der Rolle am Broadway berühmt geworden war. Ausgleichende Gerechtigkeit: Julie Andrews darf für ihre Performance in „Mary Poppins“ den Oscar als „Beste Darstellerin“ mit nach Hause nehmen. Julie Andrews feiert auch mit ihrem nächsten Projekt einen Riesenerfolg: THE SOUND OF MUSIC, die Geschichte der musikalischen Trapp-Familie. In Deutschland war die Baronin von Trapp in den fünfziger Jahren von Ruth Leuwerik verkörpert worden. Am Broadway hatte sie Mary Martin gespielt und nun war Julie Andrews an der Reihe. Gewissermaßen als Schwester von MARY POPPINS gibt sie die Baronin in diesem Musical, das während des „Anschlusses“ Österreichs an Nazi-Deutschland spielt. THE SOUND OF MUSIC sollte zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten werden. In Deutschland freilich floppte der Film unter dem schnulzigen Titel MEINE LIEDER – MEINE TRÄUME. Ein Song von Richard Rodgers & Oscar Hammerstein II wurde zu einem der meistgespielten Jazzstandards: MY FAVORITE THINGS.

Der große Erfolg von THE SOUND OF MUSIC löste in Hollywood eine ganze Welle von Musicalverfilmungen und Filmmusicals aus. Doch die Zeit des Genres war eigentlich schon vorbei, das musste auch Julie Andrews spüren, die in drei der größten Flops jener Phase mitwirkte: STAR!, THOROUGHLY MODERN MILLIE und DARLING LILI. Wobei sich DARLING LILI privat für Julie Andrews gelohnt hat. Spielte sie darin doch zum ersten Mal unter der Regie ihres neuen Ehemannes Blake Edwards. 40 Jahre hält die Ehe, bis zu Edwards Tod im Jahr 2010.
Unter Liebhabern gilt „Darling Lili“ inzwischen als eines der schönsten Melodramen der späten Sixties. Die Musik dafür schrieb Henry Mancini.

Nach einigen weiteren gemeinsamen Filmen wie „Die Frucht des Tropenbaums“ oder „10 – Die Traumfrau“ schrieb Blake Edwards seiner Ehefrau Julie Andrews eine Traumrolle auf den Leib: den Damenimitator Victor, der in Wirklichkeit eine Frau ist. VICTOR/VICTORIA war das Remake gewesen einer alten Ufa-Komödie mit Renate Müller & Hermann Thimig, die Reinhold Schünzel 1933 inszeniert hatte. Für seine Musik zu VICTOR/VICTORIA erhielt Henry Mancini seinen vierten und letzten „Oscar“. Fast ein Jahrzehnt lang träumten Edwards, Andrews & Mancini von einer Bühnenfassung von VICTOR/VICTORIA. Mancini hat die Broadway-Premiere seines Musicals 1995 leider nicht mehr miterlebt, er war ein Jahr vorher verstorben.

In den 90er Jahren war Julie Andrews vor allem auf der Musical-Bühne zu Hause. Nur die bis zu acht Vorstellungen die Woche forderten irgendwann ihren Tribut: Sie musste sich an den Stimmbändern operieren lassen und nach einiger Zeit ließ sie ihre Fans wissen, es würde wohl nie mehr ein richtiges Comeback der Sängerin Julie Andrews geben. Immerhin: 2010 stand sie vor rund 20.000 begeisterten Fans in London auf der Bühne. Im Kino hat ihre Sprechstimme in den vergangenen Jahren einige tolle Animationsfilme bereichert, zum Beispiel die „Shrek“-Reihe aus dem Hause DreamWorks.

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