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Der Tonfilm wird 90 Jahre alt Als "The Jazz Singer" das Kino revolutionierte

1927 gibt es überhaupt noch nicht viele Kinos, die einen Tonfilm präsentieren können. Doch das Wagnis, das Warner Brothers mit "The Jazz Singer" eingehen, stößt beim Publikum auf Begeisterung. Das liegt neben der Musik nicht zuletzt daran, dass man die Schauspieler endlich sprechen hört.

Filmszene "The Jazz Singer", 1927 - mit Eeugenie Besserer und Al Jolson | Bildquelle: ©picture alliance/Everett Collection

Bildquelle: ©picture alliance/Everett Collection

Eigentlich hatten Warner Bros. bereits im Jahr zuvor im New Yorker Metropolitan Theatre "Don Juan" zur Aufführung gebracht, Regie führte ebenfalls Alan Crosland. Da aber hier lediglich die Orchestermusik synchronisiert war, gesprochene Dialoge jedoch fehlten, gilt erst Crosslands "The Jazz Singer" von 1927 als erster "Talkie" der Filmgeschichte.

"Noch habt ihr nichts gehört"

Der damals bereits populäre Revue-Star Al Jolson mimt darin den Sohn eines jüdischen New Yorker Kantors. Er träumt von einer Karriere als singender Broadway-Star. Letzteres führt zur Zerreißprobe mit dem Elternhaus durch den unausweichlichen Konflikt zwischen Tradition und Moderne. Ursprünglich waren lediglich Jolsons Songeinlagen als Tonfilm-Elemente geplant. Bei den Dreharbeiten jedoch begann der Sänger spontan zu improvisieren und wandte sich auch mit den berühmten Worten an sein Publikum "Wait a minute. You ain't heard nothing yet", also "Wartet einen Augenblick, ich sage euch: noch habt ihr nichts gehört".

Eine kleine Video-Dokumentation zur Entwicklung des Tonfilms hat das amerikanische Online-Magazin "Filmmaker IQ" bereit gestellt:

Der Ton kommt von einer Schallplatte

Daraufhin beschlossen Warner Bros., diese und eine weitere Sprechpassage im Film zu belassen. Der wohl bekannteste Song des "Jazz Singer" wurde "My Mammy": er blieb bis zu Jolsons Tod im Oktober 1950 eines seiner Markenzeichen - zusammen mit den zitierten Worten, mit denen er später immer wieder seine Zugaben einleitete. Die Tonzuspielung in "The Jazz Singer" erfolgte damals im sogenannten "Vitaphone"-Verfahren von einer separaten, filmsynchron abgespielten Schallplatte. Erst zu Beginn der 1930er-Jahre setzte sich dann das von drei deutschen Ingenieuren erfundene "Tri-Ergon"-Verfahren durch: Fortan befand sich die Tonspur zusammen mit den Bildern auf demselben Zelluloid-Streifen.

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