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Was heute geschah – 15. September 1890 Frank Martin wird geboren

Genf, 15. September 1890: der Komponist Frank Martin wird geboren - als zehntes und jüngstes Kind eines Pastors. Und er hat erst einmal die schon fast klassische Eltern-Verweigerungs-Laufbahn. Musikalisch begabt ist er, ja, aber es soll doch bitte etwas Gescheites aus ihm werden. Humanistisches Abitur, Mathe- und Physikstudium. Macht ihm kein Vergnügen, das Studium, es fällt ihm zwar leicht, aber er bricht ab (die Eltern: "Hm."). Er beschließt, sich der Musik zu widmen.

Der Komponist Frank Martin | Bildquelle: Wikimedia Commons

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Aufs Konservatorium will Frank Martin aber nicht gehen (die Eltern: "HM!"). Er hat bereits etwas komponiert, das wird beim schweizerischen Tonkünstlerfest aufgeführt, kommt nicht schlecht an, und er entscheidet: Ich werde freischaffender Komponist (die Eltern: "Um Himmels willen!!!"). Aber offensichtlich hat er keinerlei finanzielle Probleme (dank der Eltern…), geht nach Zürich, nach Rom, nach Paris, knüpft Kontakte, bildet sich. Geht zurück nach Genf und schafft es tatsächlich, Lehrer am Konservatorium zu werden. Als Autodidakt!

Gang an die Kölner Musikhochschule

In den 40er Jahren endlich kommen Kompositionsaufträge, und dann kommt – Köln: Frank Martin übernimmt die Kompositionsklasse an der Kölner Musikhochschule. Man findet ihn integer, frei, unabhängig. Man mag, dass er aus dem französischen Sprachraum kommt und unbelastet ist vom Nationalsozialismus. Man mag, dass er Opern und Oratorien schreiben kann, Chormusik und Klaviermusik, Solostücke und Orchestermusik. Dass in seiner Musik Rhythmus so wichtig ist, dass sich die Musik lebendig und organisch entfaltet und keine Scheuklappen kennt.

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Martin: Ballade für Flöte und Orchester ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Stathis Karapanos ∙ Eschenbach | Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony (via YouTube)

Martin: Ballade für Flöte und Orchester ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Stathis Karapanos ∙ Eschenbach

Wunderbar, aber mit Halbwertszeit

Frank Martin ist das Mittel der Wahl direkt nach dem Krieg. Ein bisschen wie Strawinsky. Ein bisschen französisch. Und er ist Schweizer. Alles zusammen: ganz wunderbar, aber mit Halbwertszeit. Bald kommen Boulez, Nono und Stockhausen, es kommt der Serialismus, die neue Ästhetik überholt Frank Martin sozusagen von rechts. Und dann, in den 60er und 70er Jahren, kehrt sich das Blatt endgültig: Frank Martin, der sich der Avantgarde immer verweigert hatte, ist antiquiert und wird fallengelassen. Er aber macht weiter, reist, komponiert, dirigiert, hält Vorträge. Heiter und frei, wie er immer war.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 6. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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