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02. März 1609 – Gesualdo und sein Sohn versöhnen sich Der Mörder im Büßergewand

02.03.2022 von Jochen Eichner

Gesualdo, Kampanien, 2. März 1609. Der Komponist Carlo Gesualdo, Prinz von Venosa, und sein Sohn Emmanuele versöhnen sich. Wie im Büßergewand kniet Carlo vor Jesus Christus. Das Jüngste Gericht ist angebrochen, Gesualdo hat das Fegefeuer und seine Qualen vor Augen. Sein Onkel, der Heilige Karl Borromäus, Schutzpatron der Apfelgärten und Kardinäle, steht ihm zur Seite. Gesualdos zweite Frau Eleonora blickt den Betrachter kühl an.

Bildquelle: Wikipedia

Das Kalenderblatt zum Anhören

"Die Vergebung des Gesualdo" heißt das Altargemälde, das der Komponist Carlo Gesualdo beim Florentiner Maler Giovanni Balducci in Auftrag gegeben hat. Gesualdo ist zu diesem Zeitpunkt schon schwerkrank. Er leidet unter Depressionen und schweren Schuldgefühlen, auch war seine zweite Ehe nicht besonders glücklich, das einzige Kind aus der Verbindung mit Eleonora d'Este bereits gestorben. Die erste Ehe Gesualdos dagegen hatte mit einer Bluttat ihr Ende genommen – dem Verbrechen des Jahrhunderts, wie es ein Musikhistoriker nannte.

Gesualdos schreckliche Tat – ohne Konsequenzen

Carlo Gesualdo hatte seine erste Frau Donna Maria mit ihrem Liebhaber überrascht und beide in einem wahren Blutrausch ermordet. Ein Verbrechen, das in ganz Italien, in ganz Europa, Aufsehen und Entsetzen hervorrief. Für Carlo Gesualdo hat die Tat aber keine Konsequenzen – zumindest keine rechtlichen, denn nach den damaligen Sitten hatte er mit Mord am Nebenbuhler und der untreuen Ehefrau überhaupt kein Verbrechen begangen. Jedoch wendet sich sein Sohn Emmanuele wegen des Mords an der Mutter von Carlo ab – und beginnt, den Vater mit geradezu glühendem Eifer zu hassen.

Differenzen wurden beigelegt

Erst 1609, im selben Jahr, in dem auch das Altar-Bild entsteht, versöhnen sich die beiden. Carlos Ehefrau Eleonora schreibt an ihren Bruder: "Herr Don Emmanuele, mein Stiefsohn, ist hier in unserem Palast in Gesualdo, und er wird von seinem Vater empfangen mit großer Freude und Vergnügen. Denn die Differenzen der beiden sind beigelegt zur allergrößten Freude von allen."

Carlo Gesualdo - Sesto libro de Madrigali - Moro, lasso, al mio duolo

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 02. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Was heute geschah – 16. Oktober 1590

Carlo Gesualdo ermordet seine Ehefrau

Als er realisiert, dass seine Ehefrau einen Geliebten hat, reagiert Carlo Gesualdo, Adliger und Komponist, äußerst heftig: Er metzelt das Paar, das ihm Hörner aufgesetzt hat, im Schlafgemach nieder. Die Tat bleibt ungesühnt, Gesualdo jedoch wird immer depressiver – und komponiert Madrigale von einer Kühneheit, wie sie keiner seiner Zeitgenossen gewagt hat.

CD - Carlo Gesualdo

Madrigale, Buch VI

Ein einziges Thema dominiert in dieser Musik: die bittersüße Liebe, die nur im Tod erreichbar ist. Die musikalische Ausdruckskraft dieses Widerspruchs ist herrlich aufregend. Gestochen scharf und dabei ganz natürlich singt das Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghes Leitung.

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