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15. 12. 1944 – Glenn Miller verschwindet Flugzeugabsturz durch "Friendly Fire"?

15. Dezember 1944: Der amerikanische Bandleader Glenn Miller verschwindet – irgendwo über dem Ärmelkanal, auf dem Weg von England nach Paris. Er verschwand in einer einmotorigen "Noorduyn Norseman", zusammen mit dem Piloten und einem Offizier, der das kleine Flugzeug gechartert hatte. Captain Glenn Miller, Posaunist, Orchesterleiter und Soldat bei der US-Luftwaffe, sollte mit seiner Band im befreiten Paris auftreten. Die Band war schon dort, Miller sollte nachfliegen.

Der Posaunist und Bandleader Glenn Miller | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Bei Glenn Millers Start auf der Base der Royal Air Force war es extrem neblig und der Bandleader, der nicht gern flog, soll gefragt haben: "Wo sind denn hier die Fallschirme?" Der Offizier soll geantwortet haben: "Was ist denn mit Ihnen los, Miller, wollen Sie ewig leben?" Dann flog das Flugzeug los, und niemand hat die Maschine jemals mehr gesehen. Der Bericht der US-Luftwaffe einen Monat später vermerkt als wahrscheinlichste Unfallursachen: vereiste Tragflächen oder einen Motorschaden. Damit gab man sich zufrieden, bis sich vierzig Jahre später ein Mann namens Fred Shaw meldete. Er war im 2. Weltkrieg Navigator bei der britischen Luftwaffe. Nachdem er einen Dokumentarfilm über Glenn Miller gesehen hatte, kramte er seine alten Kriegstagebücher wieder hervor.

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The Best Of Glenn Miller & His Orchestra | Moonlight Serenade | Bildquelle: Classical Tunes (via YouTube)

The Best Of Glenn Miller & His Orchestra | Moonlight Serenade

Bomben über dem Kanal

Shaw sagte, an jenem 15. Dezember, an dem Glenn Miller über dem Ärmelkanal verschwand, habe seine Staffel einen Angriff auf die deutsche Stadt Siegen geflogen. Allerdings seien sie wegen schlechten Wetters unverrichteter Dinge umgekehrt. Und weil die großen Lancaster-Flugzeuge mit den Bomben an Bord nicht landen konnten, hätten sie die Bomben über dem Ärmelkanal ausgeklinkt. Und während sie von Süden aus zurück nach England flogen und ihre Bomben ins Wasser fielen, habe er plötzlich unter ihnen ein einzelnes kleines Flugzeug von England aus nach Süden fliegen sehen. Das Flugzeug habe dabei ein wenig von ihren Bomben abgekriegt und sei in den Ärmelkanal gestürzt. Und: es sei eine "Noorduyn Norseman" gewesen, sagt Shaw. Er sei in Kanada ausgebildet worden und habe das seltene Flugzeug erkannt. Weil sie nicht in Feindgebiet waren, hätten sie den Vorfall damals nicht gemeldet. Und nun sei ihm aber klargeworden, wessen Flugzeug sie da versenkt hätten.

Friendly Fire?

Erst dachte man, der Mann sei ein Wichtigtuer. Dann aber hat ein britischer Luftfahrthistoriker Shaws Behauptungen überprüft. Das Ergebnis: Es könnte durchaus so gewesen sein. Man geht heute davon aus, dass Glenn Millers Flugzeug tatsächlich in die Ballastabwürfe englischer Bomber geraten ist. Ein trauriger Fall von "Friendly Fire", nicht der einzige seiner Art, aber: wohl der mit dem berühmtesten Opfer.

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Sendung: "Allegro" am 15. Dezember 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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