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Mahler-Partitur bei Sotheby's versteigert 4,5 Millionen Pfund für die Zweite Symphonie

Leben und Tod, Jüngstes Gericht und Auferstehung - es sind die existenziellen Fragen des menschlichen Daseins, die Mahler zu seiner Zweiten Symphonie inspirierten. Ein Mammutwerk! Jetzt wurde die Original-Partitur im traditionsreichen Londoner Auktionshaus Sotheby's für 4,5 Millionen Pfund (5,3 Millionen Euro) versteigert - mehr Geld, als jemals für ein Musikmanuskript bezahlt wurde.

Experte für musikalische Handschriften im Auktionshaus Sotheby's, blättert in der Originalpartitur von Gustav Mahlers (1860-1911) «Auferstehungssinfonie» | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Alles beginnt mit einer düsteren Totenfeier. Nach der Fischpredigt des heiligen Antonius kommt im "Urlicht" die menschliche Stimme zu Wort. Es folgt das Jüngste Gericht - unter Mitwirkung eines Fernorchesters - und schließlich gipfelt alles in der Auferstehung. Gustav Mahlers Symphonie Nr. 2 trägt ihren Beinamen zurecht. Die "Auferstehungssymphonie" ist ein monumentales Werk mit riesiger Besetzung.

Ein sensationeller Preis

Experte für musikalische Handschriften im Auktionshaus Sotheby's, blättert in der Originalpartitur von Gustav Mahlers (1860-1911) «Auferstehungssinfonie» | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Gigantisch ist auch die Summe, die Mahlers Partitur erzielte: Für 4,5 Millionen Pfund wurde sie im Londoner Auktionshaus Sotheby's versteigert. Das entspricht einer Summe von umgerechnet knapp 5,3 Millionen Euro. Das 232 Seiten umfassende Manuskript enthält auch Änderungen und Kommentare, die Gustav Mahler eigenhändig eingetragen hat. Es ist im ursprünglichen Zustand erhalten - weder beschnitten noch gebunden. Gigantische Summen wurden für derartige Dokumente bereits in der Vergangenheit geboten. Der höchste Preis, der bislang für Notenmanuskripte bezahlt wurde, war 2,93 Millionen Euro - für Partituren einiger früher Mozart-Symphonien. Das liegt fast 30 Jahre zurück. Auf immerhin 1,76 Millionen Euro brachte es 1994 das Manuskript von Robert Schumanns Zweiter Symphonie. Mahlers "Auferstehungssymphonie" erzielte nun einen neuen Rekord. Bis vor kurzem war das Manuskript noch im Privatbesitz eines großen Mahler-Fans. Vier Bieter hätten am Telefon um die Handschrift gerungen, berichtet die BBC - der schließlich erfolgreiche Wettbewerber bervorzugt es allerdings, anonym zu bleiben.

Gilbert Kaplan - Passion für Mahlers Symphonie Nr. 2

Nachdem Mahler gestorben war, vermachte seine Witwe Alma die Partitur dem holländischen Dirigenten Willem Mengelberg, der mit dem Komponisten befreundet gewesen war und sich stets für dessen Musik eingesetzt hatte. In den 1980er Jahren kaufte dann der US-amerikanische Geschäftsmann Gilbert Kaplan das Manuskript der Mengelberg-Stiftung ab. 1965 hatte er die Symphonie in der Carnegie Hall zum ersten Mal gehört. Seitdem war er so besessen von dem Werk, dass er das Dirigieren erlernte. Dadurch wollte er das Werk noch besser verstehen lernen.

Diese Musik traf mich wie ein Blitz.
Gilbert Kaplan, Geschäftsmann und Dirigent

Mahlers "Auferstehungssymphonie" blieb praktisch die einzige Komposition, die Gilbert Kaplan jemals aufführte. Dafür tat er das umso gründlicher: Mehr als 100 Mal brachte Kaplan das Opus in drei Jahrzehnten auf die Bühne - unter anderem bei den Salzburger Festspielen, im Wiener Musikverein und 2006 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Gilbert Kaplan über Mahlers Auferstehungssymphonie:

"Ich war 25 Jahre alt, als ich Mahlers Zweite Symphonie zum ersten Mal hörte. Als ich nach dem Konzert den Saal verließ, war ich ein anderer Mensch als vorher. Für Musik hatte ich mich zwar immer schon interessiert, aber diese Musik hat mich regelrecht an sich gedrückt. Als ich sie zum ersten Mal hörte, fühlte ich mich, als ob ein Blitz mitten durch mich hindurch gegangen wäre."
Gilbert Kaplan im Interview mit BR-KLASSIK, April 2006

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