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Wien, 2. November 1873 Haydn-Variationen von Brahms werden uraufgeführt

Höchstpersönlich steht Johannes Brahms bei der Uraufführung seiner "Variationen über ein Thema von Joseph Haydn" am 2. November 1873 in Wien am Pult. Damit wird allerdings ein großes Missverständnis in die Welt gesetzt.

Haydn-Variationen von Johannes Brahms (1833-1897), vierhändig, eigenhändige Notenhandschrift von Brahms | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Fälschlicherweise Haydn zugeschrieben?

Entstanden ist das Missverständnis schon wenige Jahre vorher, denn Johannes Brahms besuchte einen Haydn-Forscher und notierte sich aus dessen Notenbestand einen Choral von seinem Vorgänger. Wie man heute weiß, ist dieser Choral nicht von Joseph Haydn! Er taucht zwar in einer Feldparthie auf, die Haydn lange zugeschrieben wurde, doch das Hob II:46 stammt definitiv nicht von Haydn. Und besagter Choral St. Antonii geht laut moderner Forschung auf ein Volkslied zurück. Genau diesen Choral St. Antonii hat sich Brahms aber zur Grundlage für sein op. 72 gewählt. Und damit die Herkunft auch erkennbar bleibt, hat er seine Komposition "Variationen über ein Thema von Joseph Haydn" genannt.

Das war ein Kerl! Wie miserabel sind wir gegen sowas!
Johannes Brahms

Haydn als Inspirationsquelle für Brahms

Joseph Haydn | Bildquelle: Wikimedia Commons Joseph Haydn, dem fälschlicherweise der Choral, auf dessen Grundlage Johannes Brahms seine Haydn-Variationen komponierte, zugeschrieben wurde. | Bildquelle: Wikimedia Commons So enthusiastisch hat Brahms seinen Vorgänger gelobt. Joseph Haydns Art zu Komponieren war für Brahms Inspiration und Hilfe, um sich zur Symphonie vorzuarbeiten. Denn Ludwig van Beethoven und dessen symphonisches Erbe hörte Brahms bedrohlich wie einen Riesen hinter seinem Rücken umherschreiten. Von Haydns Kompositionen aus konnte er hingegen neue Wege entwickeln. Seine Haydn-Varationen sind ein bedeutender Schritt hin zur Symphonie. Kompositorisch ist der Variationensatz eine Meisterleistung. Nur mit dem Schönheitsfehler, dass es eben keine Haydn-Variationen sind. Da allerdings der Titel des Werks so lautet, wird das Missverständnis wohl nicht gänzlich ausgeräumt werden können.

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