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13. Juni 1911 - Strawinskys "Petruschka" wird uraufgeführt "Ballett der Straße"

Gemeinsam mit Alexander Benois schrieb Igor Strawinsky das Libretto für das Ballett "Petruschka", in dem auf geheimnisvolle Weise auf einem Jahrmarkt in Sankt Petersburg im Jahr 1830 drei Puppen eines Gauklers zum Leben erwachen: Petruschka, die Ballerina und der Mohr.

Zeichnung des Bühnenbildes von Strawinksys Petruschka aus 1911 | Bildquelle: wikimedia

Bildquelle: wikimedia

Was heute geschah zum Anhören

Auf einem Jahrmarkt verliebt sich Petruschka in die Ballerina und wird am Ende vom Mohren ermordet. Während sich diese durchaus ein wenig brutale Geschichte zwar leicht und schnell erzählen lässt, gestaltete sich die Entstehung des Balletts "Petruschka" umso komplizierter. Und bevor die Uraufführung am 13. Juni 1911 im Théâtre du Châtelet in Paris von den Ballets Russes unter der musikalischen Leitung von Pierre Monteux vom Publikum enthusiastisch gefeiert werden konnte, mussten erst noch einige Hürden überwunden werden.

Schwierige Voraussetzungen

Erst einmal die geographische Lage der beteiligten Künstler: Petersburg, Paris - allein dazwischen liegen über 2700 km - und dann noch Lausanne, Clarens sowie Rom. Auf diese Orte verteilten sich der Komponist Igor Strawinsky, der Leiter der Ballets Russes und Ideengeber für dieses Ballett Sergej Djagilew, die kapriziösen Tänzer sowie der Ausstatter Alexander Benois.

Panisch verfasste Telegramme flatterten hin und her. Strawinsky stand unter Zeitdruck. Die Tänzer wollten mit dem Einstudieren beginnen und er tüftelte immer noch fiebrig an der Schlusspassage. Man traf sich in Rom zur ersten Probe. Selbst Benois, der hochnäsige Ausstatter, war hingerissen von der Musik:

Vor allem der russische Tanz, das ist diabolische Rücksichtslosigkeit mit seltsamen Auszeichnungen in den Bereich der Zärtlichkeit.
Alexander Benois über Strawinskys 'Petruschka'

Erschwerte Probenarbeit

Tamara Karsawina als Ballerina in Igor Strawinskys "Petruschka", 1911 | Bildquelle: picture alliance / akg Tamara Karsawina als Ballerina in Igor Strawinskys "Petruschka", 1911 | Bildquelle: picture alliance / akg Der Saal der Opernkantine musste als Probenraum herhalten. Zwischen aufgetürmten Stühlen umgarnte Tamara Karsawina als Ballerina den lüsternen Mohren in seinem prunkvollen Kostüm und trieb nicht nur Petruschka zur Weißglut: "Stunde um Stunde arbeiteten wir bis zur völligen Erschöpfung in einer Atmosphäre, die nach abgestandenem Essen roch. Verweise, Tränen und allgemeine Spannungen elektrisierten die Luft. Der Ballettchef raufte sich die Haare, war entkräftet und hysterisch. Nur Strawinsky blieb unbeirrt."

Puppentheater

Fast bis zur letzten Minute vor der Uraufführung hängt das Leben von Petruschka am seidenen Faden. Am Ende muss der wilde Kerl zwar sterben, aber den Komponisten Strawinsky macht die Marionette unsterblich.

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