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Was heute geschah – 10. November 1595 Der Lautenist John Dowland beteuert seine Unschuld

Nürnberg, 10. November 1595. Der Komponist und Lautenist John Dowland ist auf der Flucht. Hals über Kopf hat er Florenz verlassen und ist in Nürnberg gestrandet. In einem Brief beteuert er in der Verschwörungsaffäre um Königin Elizabeth I. nun seine Unschuld.

Laute - ein folkloristisches Saiteninstrument aus dem 16. Jahrhundert | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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John Dowland ist in Nürnberg gestrandet und schreibt hastig einen Brief an Robert Cecil, einen der mächtigsten Männer am Hof der englischen Königin:

“Hochverehrter Herr! Ich bin Euer Ehren zutiefst ergeben und ersuche Euer Ehren demütigst um Vergebung, dass ich so kühn bin und mich an Euer Ehren wende, um Euch meiner untertänigsten Dienstfertigkeit und meines Wunsches zu versichern. Gott ist Zeuge, dass ich nie Verrat und Betrug liebte oder übte! Ich habe gehört, der König von Spanien treffe Vorbereitungen, England anzugreifen. Wenn Euer Ehren geruhten, mir zu befehlen, würde ich bereitwilligst mein Leben im Kampf für die Königin verlieren.“

In Verschwörungen verwickelt?

Dowland hat allen Grund, seine Loyalität zu betonen. Schließlich wäre er um ein Haar in eine Verschwörung verwickelt gewesen. Schon vor Jahren war der englische Komponist heimlich Katholik geworden. Nun hatte er auf seiner Italienreise Exil-Engländer kennengelernt, Katholiken wie er – aber voller Hass auf die englische Königin. Die Protestantin auf dem Thron war ihnen ein Dorn im Auge. Und sie schwangen nicht nur große Reden. Irgendwann merkte Dowland, dass er Teil eines echten Mordkomplotts werden sollte - gegen Elisabeth die I. Da bekommt er kalte Füße und haut ab. "Nach meiner Abreise weinte ich von Herzen, weil mein hartes Los verlangte, dass ich aus Not beinahe den größten Feinden meines Fürsten und meines Landes gedient hätte und wie sie geworden wäre", schreibt der Komponist und Lautenist weiter.

Popmusiker Sting zitiert seinen Kollegen Dowland

Der lange Brief, die tränenreiche Reue: John Dowland hat das wenig genützt. Der englische Hof ist weiterhin nicht gut auf ihn zu sprechen. Es wird noch lange siebzehn Jahre dauern, bis man den weltberühmten Musiker endlich zum Hoflautenisten beruft. Für uns heute aber ist Dowlands Brief aus Nürnberg ein autobiografisches Dokument von unschätzbarem Wert. Und viele Popfans kennen ihn sogar auswendig – weil Sting ihn 2006 auf seiner Dowland-CD vorgelesen hat.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. November 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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