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Meisterkurs mit Julia Fischer Musikalischer Rekord am Starnberger See

So viele Anmeldungen gab es noch nie: Über 50 Kinder und Jugendliche beteiligten sich in der ersten Januarwoche an den Musikferien am Starnberger See in Tutzing. Neben Hauskonzerten und intensivem täglichen Unterricht gab es für die Teilnehmer die Chance, sich im Rahmen eines Meisterkurses wertvolles Profi-Wissen von Stargeigerin Julia Fischer abzuschauen.

Julia Fischer | Bildquelle: Kasskara/Felix Broede

Bildquelle: Kasskara/Felix Broede

Es ist 9.00 Uhr morgens. In einer halben Stunde fängt er an, der lang ersehnte Meisterkurs mit Julia Fischer. Damit geht für die 12-jährige Anna aus der Schweiz ein Traum in Erfüllung. Schnell macht sie noch ein paar Fingerübungen. Anna hat das Valse-Scherzo von Tschaikowsky vorbereitet. Sie ist mit ihrem Vater da - der ist Dirigent von Beruf, und zugleich ihr persönlicher Korrepetitor. Ganz gelassen erzählt Anna, dass eine Freundin ihr den Tipp gegeben habe, sich doch auch für die Musikferien anzumelden. Die Freundin war schon einmal in Tutzing dabei - und war begeistert.

Hohe Erwartungen

Musikferien mit Julia Fischer an der Evangelischen Akademie Tutzing | Bildquelle: BR Julia Fischer (rechts) unterrichtet in Tutzing. | Bildquelle: BR Julia Fischer tritt mit forschem Schritt in den Festsaal der Evangelischen Akademie. Sie müsse noch kurz alles vorbereiten, sagt sie knapp, stellt ihren Geigenkasten auf den Stuhl und schaut auf die Uhr. 9.20 Uhr. Sie sieht die spielende Anna auf der Bühne und ruft ihr zu, dass sie gerne noch weiter üben könne: "Du hast noch 10 Minuten!" Welche Erwartungen sie an ihre Meisterkursteilnehmer habe? "Sehr hohe", sagt Fischer.

Die Geschichte der Musikferien beginnt vor 20 Jahren. Gegründet wurden sie von Julia Fischers Mutter, der Pianistin und Dozentin Viera Fischer. Zusammen mit einem Hotelier hatte sie die Idee, am Vierwaldstätter See in der Schweiz musikbegeisterte Menschen zusammenzubringen. Wegen des Wechsels des Hoteleigentümers musste man dann an den Starnberger See umziehen, wo die Musikferien in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfinden.

Spass am Musizieren und Orientierungshilfe für Eltern

Der Kurs solle für Eltern eine erste Orientierungshilfe im Umgang mit ihrem musikalisch begabten Kind bieten. "Manche Eltern haben Berührungsängste mit der Musik“, erklärt Julia Fischer die ursprüngliche Idee ihrer Mutter. Sie selbst war zum Start der Musikferien noch eine 15-jährige Schülerin und als Teilnehmerin dabei. Heute möchte die berühmte Geigerin die Idee ihrer Mutter fortführen. Es gehe hier nicht darum, "zehn Stunden am Tag nur Tonleitern und Technikprogramme zu üben, sondern dass man miteinander musiziert, vom Blatt liest, im Orchester spielt und in die Natur geht", so Julia Fischer. Hauptziel sei die Freude an der Musik. Deshalb seien sowohl Hochbegabte und Fortgeschrittene als auch Anfänger eingeladen.

"Geige und Klavier sind immer überlaufen"

Evangelische Akademie Tutzing | Bildquelle: picture-alliance/dpa Evanglische Akademie Tutzing | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das Interesse an dem Ferienkurs war in diesem Jahr so hoch wie noch nie. Mehr als 50 Kinder aus verschiedenen Ländern haben sich für die Musikferien angemeldet. "Geige und Klavier sind bei uns immer überlaufen", sagt Geigerin Fischer. Zwei ihrer Studenten unterstützen sie deshalb in diesem Jahr beim Unterrichten.

9.30 Uhr. Nachdem Anna ihren Tschaikowsky vorgespielt hat, nimmt Julia Fischer ihre eigene Geige in die Hand und stellt sich neben Anna. Wichtig seien ihr praktische Beispiele, weshalb sie einige Passagen immer zuerst einmal vorspiele, erklärt Fischer. Beim Tschaikowsky geht es der Geigerin darum zu zeigen, wie man beim Spiel eines Walzers den Zuhörern Freude und Leichtigkeit vermittelt.

Wir schauen nicht nur darauf, dass jemand schon das Mendelssohn-Konzert spielen kann. Es ist uns wichtig, dass jeder Freude an der Musik hat und hier einen Platz findet.
Julia Fischer

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