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Was heute geschah – 01. Juni 1946 Der Tenor Leo Slezak stirbt

Rottach-Egern am Tegernsee, 1. Juni 1946: Leo Slezak stirbt, "die wahrscheinlich prachtvollste jugendliche Heldentenorstimme" des vorigen Jahrhunderts. Von seinen Gastspielen und Tourneen hat sich der mährische Sänger Sommers in seinem alten Bauernhaus erholt, hat gegärtnert und im Tegernsee gebadet, mit Ganghofer und Ludwig Thoma Skat gespielt. "Stimmritzenprotzenbauer" haben die Einheimischen den Zugereisten mit der Jahrhundertstimme liebevoll genannt.

Der Tenor Leo Slezak | Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO / Austrian Archives

Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO / Austrian Archives

Der Beitrag zum Anhören

"Slezak kann uns erregen mit seiner wirklichen hohen Tenornote und uns verzaubern mit einer wunderbar modulierten Phrase oder einer feinen Mezzavoce." So schwärmt ein Kritiker zu Slezaks New Yorker Met-Debüt als Verdis Othello, seine Paraderolle, im November 1909. Da ist er schon seit acht Jahren an der Wiener Hofoper. Gustav Mahler persönlich hat den bisher in Brünn, Berlin und Breslau engagierten Tenor mit der auffallend schönen Stimme 1901 ins Ensemble geholt.

Beängstigendes Probesingen

Das Probesingen hat es in sich: "Ich, aus Brünn, mit schlotternden Knien auf der Bühne, Hans Richter am Pult", erinnert sich Leo Slezak. "Lohengrin: 'Heil, König Heinrich…' Ehe ich beginne, schreit eine Stimme aus dem finsteren Parkett: 'Sie, ich mache Sie darauf aufmerksam, wenn Sie mir schleppen, jage ich Sie zum Teufel!' Es war Direktor Mahler, der mich so liebevoll ermunterte."

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Leo Slezak - Auf der Heide blüh'n die letzten Rosen (1935) | Bildquelle: Eric Zwartkruis (via YouTube)

Leo Slezak - Auf der Heide blüh'n die letzten Rosen (1935)

Spielfreudig und schlagfertig

33 Jahre lang wird Leo Slezak dem legendären Wiener Ensemble angehören und dort 44 verschiedene Rollen singen. Und in der ganzen Welt gefeiert: Covent Garden, New York, Paris, München. Er arbeitet mit den besten Dirigenten, mit Mahler und Toscanini. Die Stimme: dramatisch, mit reichen Vokalfarben, strahlendem Glanz. Die Bühnenerscheinung: imposant, über 1,90 m groß, spielfreudig und schlagfertig: "Wann geht hier der nächste Schwan?", soll er gescherzt haben, als er bei seinem Lohengrin-Auftritt im ersten Akt einmal den Schwan verpasste.

Der Beruf eines Sängers ist schwierig, der eines Tenors noch schwieriger. Man bedenke – fast in allen Rollen hat er im letzten Akt zu sterben.
Leo Slezak

Klein angefangen

Der Müllersohn, 1873 in Mährisch-Schönberg geboren, hatte ganz klein angefangen: als Gärtner, Schlosser, Agent einer Powidl-Fabrik. Als Statist der Oper Brünn wird er entdeckt und schmettert Chorstellen einfach mit. Notenlesen kann er da noch nicht. In Brünn ist er schnell Publikumsliebling und doch klug genug, nicht als "Provinzherrgott" hängen zu bleiben.

Uneitel und voller Schalk

Seine beste Zeit hat er vor dem Ersten Weltkrieg, ab den 1920er Jahren singt er auch Operette. Als jovialer Alter macht er eine zweite Karriere im Tonfilm, und privat steht er als Familienvater einem ganzen Slezak-Clan vor: Tochter Margarethe und Sohn Walter singen und schauspielern ebenfalls. Und er hat Rückgrat: Von seiner jüdischen Frau, der Schauspielerin Elsa Wertheimer, trennte er sich nicht, trotz Drucks der Nazis. Ein Leben lang blieb der "singende Dichter", der vier autobiographische Schriften und 400 Platten hinterließ, stets uneitel und voller Schalk.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 1. Juni 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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