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30. Dezember 1774 Das "Nannerl" Mozart reist nach München

Nein, dieses Mal lässt sich Nannerl Mozart nicht schon wieder von Vater Leopold mit fadenscheinigen Argumenten und hübschen Geschenken abspeisen, damit sie alleine im langweiligen Salzburg zurückbleibt, während sich ihr kleiner Bruder in der großen Stadt amüsiert. Zumal München nur eine Tagesreise entfernt liegt, geradezu ein Katzensprung zur damaligen Zeit.

Maria Anna Mozart "Nannerl" | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Wolfgangs Oper "La finta giardiniera" soll in München am 13. Januar 1775 uraufgeführt werden. Vater und Sohn Mozart beaufsichtigen die Proben. Rundherum findet viel Tamtam statt, angefangen von Empfängen bis hin zu Faschingsbällen. Auch Nannerl möchte unbedingt dabei sein. Doch seit sie den "Wunderkindschuhen" entwachsen ist, hält sie der Vater kurz, was gesellschaftliche Ereignisse angeht. Leopold Mozart achtet peinlich genau darauf, dass der gute Ruf der unverheirateten Nannerl nicht ruiniert wird. Eine Reise nach München bringt darum eine ganze Reihe an Problemen mit sich.

Wo soll die 23-Jährige nur unterkommen?

Es gehört sich nicht, gemeinsam mit Vater und Bruder beim Kanonikus der Frauenkirche zu wohnen. "Ich hab noch keinen Ort, der anständig wäre, aufbringen können. Denn in diesem Punkt ist hier in München sehr große Behutsamkeit nötig", sagt der strenge Vater. Nannerl sitzt in Salzburg auf heißen Kohlen. Doch dank des guten väterlichen Netzwerkes tut sich bei der Witwe des Hofkammerrates ein angemessenes Zimmer auf. "Sie ist voller Belesenheit und Vernunft, höflich und angenehm", beteuert Leopold Mozart.

Pelz-Überschuhe, Haubenschachtel und natürlich die Noten

Nannerl muss unbedingt ein Kostüm für die Maskenbälle in München mitbringen. Am 30. Dezember gibt der Vater ihr weitere schriftliche Anweisungen, "was eine Salzburgerin bei sich haben sollte: einen Mannespelz für die Kutschfahrt, Pelz-Überschuhe, eine Haubenschachtel, eine Truhe für die Kleidung, die darin eng zusammengelegt werden sollte. Angemessenes für den täglichen Kirchgang und schließlich die Noten."

Am 4. Januar trifft Nannerl Mozart endlich in München ein. Eigentlich soll sie nur zehn Tage bis zur Opernpremiere bleiben, aber mit ein paar Tricks verlängert sie den Aufenthalt bis Anfang März und erlebt eine der schönsten Zeiten ihres Lebens. Obwohl Vater Leopold knurrt: "Mein Geldbeutel hat ein großes Loch bekommen!"

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