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Was heute geschah – 28. Juli 2016 Marianne Ihlen stirbt

Oslo, 28. Juli 2016. Marianne Ihlen stirbt. "Marianne hat mir viele Songs eingegeben. Sie ist eine Muse." So beschrieb sie Leonard Cohen. Ein Jahrzehnt lang, in den 1960ern, waren der kanadische Songwriter und die lebenslustige Norwegerin ein Paar. Führten ein wildes, freies Leben, barfuß auf der griechischen Hippie-Insel Hydra – Strand, Drogen und Sex. Sie saß zu seinen Füßen, wenn er auf seiner Schreibmaschine tippte. Anfangs noch Romane und Gedichte, später mehr und mehr Songs, die er ihr widmete. "So long Marianne" oder "Bird on the wire".

Marianne Ihlen, Muse von Leonard Cohen | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Vielleicht war es Marianne Ihlens inspirierender Gegenwart zu verdanken, dass sich der preisgekrönte, aber brotlose Schriftsteller Cohen schließlich in den melancholischen Songpoeten verwandelte, als der er weltberühmt wurde.

Freies Leben vs. bürgerliche Existenz

Doch das ist lange her. Anfang der 70er hatten sich die Wege der beiden getrennt. Leonard Cohen war nun ein umjubelter Star, der Affären hatte mit Janis Joplin zum Beispiel oder Joni Mitchell. Marianne Ihlen dagegen hatte sich für eine bürgerliche Existenz entschieden, in ihrer Heimat Norwegen: Heirat, Kinder, Verwaltungsjob in der Ölindustrie. Ganz riss der Kontakt zu Cohen aber nie ab. Sie wechselten Briefe, telefonierten ab und zu.

Wenn ich Mariannes Stimme am Telefon höre, weiß ich, dass etwas unversehrt geblieben ist, selbst wenn sich unsere Lebenswege getrennt haben.
Leonard Cohen

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Leonard Cohen - So Long, Marianne (Live in London) | Bildquelle: LeonardCohenVEVO (via YouTube)

Leonard Cohen - So Long, Marianne (Live in London)

Glückliche Tage Ägäis

Marianne Ihlen, Muse von Leonard Cohen | Bildquelle: picture-alliance/dpa Leonard Cohen und Marianne Ihlen in glücklichen, gemeinsamen Tagen | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ein halbes Jahrhundert ist vergangen seit den glücklichen Tagen auf Hydra, als Leonard Cohen, selbst schon schwer krank, im Juli 2016 erfährt, dass Marianne Ihlen im Sterben liegt. Spontan schickt er ihr eine letzte E-Mail von Los Angeles nach Oslo: "Liebste Marianne, ich bin nur ein kleines Stückchen hinter dir, nah genug, um deine Hand zu nehmen. Mein alter Körper hat aufgegeben, wie der deine auch, und der Räumungsbescheid kann jeden Tag eintreffen. Ich habe niemals deine Liebe und deine Schönheit vergessen. Aber das weißt du ja. Gute Reise, alte Freundin! Wir sehen uns am Ende der Straße. In Liebe und Dankbarkeit, Leonard."

Marianne Ihlen lächelt, als man ihr diese Zeilen vorliest. Zwei Tage danach stirbt sie. Und Leonard Cohen folgt ihr wenige Wochen später nach – seiner ersten großen Liebe.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 28. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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