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Playlist von Matthias Goerne So klingt die Lieblingsmusik des Sängers

Gerade singt er im Salzburger "Wozzeck" die Titelpartie: Matthias Goerne ist ein vielgefragter Bariton, sein Terminkalender ist prall gefüllt. Wenn der Sänger sich eine kurze Auszeit gönnt, dann kocht er gerne - und hört endlich mal wieder in Ruhe Musik.

Bariton Matthias Goerne | Bildquelle: © Marco Borggreve

Bildquelle: © Marco Borggreve

Playlist #1: Chet Baker - "I fall in love too easily"

"Ich finde die Mischung aus Trompete und Gesang sehr interessant. Da merkt man genau, was Phrasierung ausmacht. Ich habe schon oft meinen Gesangstudenten eine Passage von Chet Baker vorgespielt - da kann man sehr gut beobachten, was es bedeutet, eine musikalische Linie zu führen. Natürlich singt er nicht wie ein Opernsänger. Aber diese innere Sicherheit - wo eine Phrase hinzugehen hat, wo sie wirklich endet, wann man einen Konsonanten setzt - das ist das ganze Geheimnis des Singens. Die Präzision kommt nicht durch den Notentext allein, sondern auch durch das innere Timing. Diese Art von absolut natürlicher Musikalität und Empfindung bei Chet Baker ist bestechend."

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Chet Baker - I fall in love too easily | Bildquelle: nadziejaszek (via YouTube)

Chet Baker - I fall in love too easily

Playlist #2: J.S. Bach - Choral "Nun komm' der Heiden Heiland" BWV 659. Wilhelm Kempff (Klavier)

"In meiner Jugend habe ich irgendwann Wilhelm Kempff im Radio gehört und hab' mir dann eine CD von ihm besorgt. 'Nun komm' der Heiden Heiland' ist der erste Titel darauf - und ich liebe diese Musik wahnsinnig: die Beseeltheit des Spiels, die enorme Kontrolle der verschiedenen Stimmen und der zutiefst menschliche Tonfall, den Wilhelm Kempff mit diesem doch so abstrakten Instrument zu finden weiß."

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Bach/Wilhelm Kempff - Nun komm der Heiden Heiland | Bildquelle: Anthony Mondon (via YouTube)

Bach/Wilhelm Kempff - Nun komm der Heiden Heiland

Playlist #3: Leonard Cohen - "It seemed a better way"

"Meiner Ansicht nach hätte Leonard Cohen den Nobelpreis für Literatur bekommen sollen. Er war ein toller Lyriker. Das Lied "It seemed a better way" stammt von seiner letzten CD. In jedem Lied dieses Albums schwingt der Abschied, das Ableben - aber eben nicht auf eine zynische, verbitterte oder traurige Art. Leonard Cohen war jemand, der sehr lange gelebt hat, und aus seiner Musik spricht eine enorme Souveränität und Tiefe. Die scheinbar simple musikalische Struktur des Songs ist alles andere als simpel. Sie ist unglaublich komplex und aus einem tiefen reflektierten Herzen kommend. Es ist sehr, sehr berührend."

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It Seemed a Better Way - Leonard Cohen | Bildquelle: Robin Marchesi (via YouTube)

It Seemed a Better Way - Leonard Cohen

Playlist #4: Robert Schumann - Symphonische Etüden op. 13. Alfred Brendel (Klavier)

"Immer wenn ich zu Hause in Mecklenburg bin, halte ich mich mit dem Singen eher zurück und nehme mir Zeit für eine Ruhephase. Das sind dann immer nur wenige Tage, aber es heißt für mich ein freieres Leben: Da kann ich auch mal kochen und komme mehr zum Musikhören. Dabei habe ich auch diese Aufnahme von den Symphonischen Etüden mit Alfred Brendel entdeckt. Es ist ein gefürchtetes Stück - sowohl technisch als auch inhaltlich, dramaturgisch. Es gibt viele Aufnahmen davon mit tollen Pianisten, bei denen ich zu oft den Eindruck habe, es wird zu einem virtuosen Stück degradiert. Und beim ersten Ton von Alfred Brendel kann man schon erahnen, dass er den letzten Ton 25 Minuten später schon im Ohr hat. Er kennt genau den Weg, wie der Spannungsbogen verlaufen muss und zelebriert das Erzählerische in den Etüden - das ist umwerfend."

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Alfred Brendel plays Schumann - Symphonic Etudes op. 13 | Bildquelle: 71demy (via YouTube)

Alfred Brendel plays Schumann - Symphonic Etudes op. 13

Sendung: "Meine Musik" am 26. August ab 11.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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