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Uraufführung von Jörg Widmann "Und dann gehört mir das Werk nicht mehr ..."

Gedichte faszinieren Jörg Widmann schon lange. Das bezeugt nicht zuletzt sein Liederzyklus "Das heiße Herz", der im Februar 2015 in München uraufgeführt wurde. Darin dreht sich alles um die Liebe. Und die, verrät Widmann BR-KLASSIK, kann viele Gesichter haben.

Jörg Widmann beim Komponieren | Bildquelle: Marco Borggreve

Bildquelle: Marco Borggreve

Bereits im Herbst 2013 brachten der Bariton Christian Gerhaher und sein Klavierbegleiter Gerold Huber den ersten Teil von "Das heiße Herz" in Wien zur Aufführung. Damals umfasste der Zyklus deutlich weniger Lieder und dauerte nur etwa eine Viertelstunde. Jörg Widmann hatte das Gefühl, dass das Werk so noch nicht vollständig war - und komponierte weiter.

Mir war es ganz wichtig, den Zyklus noch massiv zu erweitern, zu ergänzen und zu komplementieren.
Jörg Widmann

Nun ist der Liederzyklus "Das heiße Herz" fast doppelt so lang. Das gesamte Werk kam im Februar 2015 in der Allerheiligenhofkirche in München zur Uraufführung. Der Bariton Thomas E. Bauer wurde begleitet vom Pianisten Siegfried Mauser .

"Das heiße Herz"

Den Titel für den Liederzyklus "Das heiße Herz" wählte Widmann nicht grundlos. Er stammt von einem Gedichtzyklus des Schriftstellers Alfred Henschke alias Klabund, den dieser im Jahr 1922 verfasste. Die meisten Gedichte in Widmanns Liederzyklus stammen von Klabund, weshalb die Wahl des Titels nahe lag. Zudem dreht sich in Widmanns Zyklus alles um die Liebe.

Jörg Widmann | Bildquelle: Marco Borggreve Jörg Widmann weiß, wann es Zeit wird, sich als Komponist aus der Probenphase zurückzuziehen. | Bildquelle: Marco Borggreve "In dem Liederzyklus geht es auch um die extremen Erfahrungen, was Liebe sein kann: Es kann das Paradies sein, aber auch eine Schlangengrube, oder beides zugleich. Und ohne die Liebe möchte man als Mensch doch überhaupt nicht existieren."

Als Komponist verfolgt Jörg Widmann die Probenphase vor einer Uraufführung mit großem Interesse. Dabei bringt er sich natürlich stark ein und versucht, seine Vorstellungen und Ideen zum Werk den Interpreten klar zu machen. Irgendwann aber, so ist seine Erfahrung, muss er sich aus dem Prozess zurückziehen.

"Am Schluss bin ich Musiker und auch Interpret genug, um zu wissen, wann es genug ist", erklärt Jörg Widmann. "Ab einem bestimmten Punkt gehört mir das Werk nicht mehr. Da gehört es den Interpreten und denen, die es hören."

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