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Paris - 27. April 1992 Olivier Messiaen stirbt

Seine Musik wurde von Gregorianik, indischer Rhythmik und von den Gesängen der Vögel inspiriert: Olivier Messiaen, 1908 in Avignon geboren, studierte von 1919 bis 1930 am Pariser Conservatoire Orgel bei Marcel Dupré, und Komposition bei Paul Dukas. 1931 wurde er Organist an der Pariser Kirche St. Trinité - ein Amt, das der gläubige Katholik über vierzig Jahre ausübte. Als Komponist erlangte er Berühmtheit durch Werke wie seine "Turangalîla-Symphonie" für großes Orchester, sein "Livre d'orgue" und seinen "Catalogue d'oiseaux" für Klavier. Vor 25 Jahren starb er im Alter von 84 Jahren in Paris.

Der französische Komponist und Organist Olivier Messiaen | Bildquelle: picture-alliance / akg

Bildquelle: picture-alliance / akg

Boulez über seinen Lehrer Messiaen

"Der hat mir einmal gesagt: Sehen Sie, mein großes Interesse geht zur Religion, zur Orgel und zu Vogelgesängen. Und keiner von meinen wichtigen Schülern hat sich dafür interessiert", meint der Komponist Pierre Boulez. Er war einer von Messiaens wichtigen Schülern, so wie auch Iannis Xenakis oder Karlheinz Stockhausen. Alle total unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten, die Messiaens Musiksprache nicht übernommen, aber mit seiner Hilfe ihren eigenen Weg entdeckt haben. "Er hat nicht versucht, uns zu beeinflussen. Im Gegenteil - er hat wirklich das Beste getan, um seine Kenntnis zu teilen. Und das habe ich geschätzt."

Er hat das Beste getan, um seine Kenntnis zu teilen.
Pierre Boulez über Olivier Messiaen

Glühender Schmelztiegel und Vogelstimmenfänger

Olivier Messiaen | Bildquelle: Styriarte Messiaen konnte ca. 700 Vogelrufe unterscheiden. | Bildquelle: Styriarte Diese musikalische und musikgeschichtliche Kenntnis war überwältigend groß. Stockhausen hatte von seinem Lehrer als von einem glühenden Schmelztiegel geschwärmt. In seinen Schülern habe er die Komponisten freigelegt und sie dann in Ruhe gelassen. So wie er selber sich aus allen Moden, aus allen Stilen stets herausgehalten hat, seinen ganz eigenen Weg gegangen ist. Und doch auf diesem Weg selber einige Moden angestoßen hat: den Serialismus der 50er Jahre zum Beispiel, bei dem alle musikalischen Parameter wie Lautstärke, Dauer, Klangfarbe streng in Reihen organisiert sind. Messiaen hat es erfunden und sich danach anderem zugewendet, nämlich den Vogelstimmen, die er über alles liebte.

Angefangen hat er mit extrem virtuoser Musik, dann kamen die rhythmischen Experimente. Seit Mitte der 50er Jahre schließlich gab es kein Werk von Messiaen mehr ohne Vogelstimmen. Und je älter er wurde, desto unbekümmerter konnte er all die verschiedenen Stile, die er sich erarbeitet hatte, miteinander mischen: die Lust an der Klangfarbe, die eigenwillige Rhythmik, die religiöse Thematik. 84 Jahre alt ist er geworden, der Schöpfer dieser rational so klaren und emotional so ekstatischen Musik.

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