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Neue Musikolympiade in Corona-Zeiten Bogen-Weitwurf und Prestissimo-Challenge

Das IOC hat die diesjährigen Olympischen Spiele aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Jetzt gibt es interessanten Ersatz: die Musikolympiade "Pythonics". Instrumenten-Weitwurf und Prestissimo-Spiel sind nur zwei der zahlreichen Kategorien.

Das Logo der Musikolympiade Pythonics: Fünf Triangeln | Bildquelle: BR/Oktavia Engelsmann

Bildquelle: BR/Oktavia Engelsmann

Ob eine Beethoven-Sonate nun 21,5 oder 22 Minuten dauert, stand bisher in der Klassikwelt nicht im Vordergrund. Das dürfte sich nun durch die Musikolympiade "Pythonics" ändern. Denn hier können wenige Sekunden entscheidend sein. Im Gegensatz zu anderen Musikwettbewerben, bei denen es um eine gelungene Interpretation der Werke geht, wird bei "Pythonics" in Kategorien wie Schnelligkeit und Ausdauer gemessen. Eine Disziplin etwa lautet "Wer kann den längsten "Wälse"-Ruf": Übertroffen werden muss hier der Rekord des dänischen Wagner-Tenors Lauritz Melichior aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren, der unfassbare Werte von 16 bis 17 Sekunden Tondauer erreichte. Eine andere Disziplin lautet: "Wer spielt den schnellsten Hummelflug?"

Wettschreien als olympische Disziplin

Pythonics Disziplinen | Bildquelle: Alex Naumann Vier der zahlreichen Pythonics-Disziplinen | Bildquelle: Alex Naumann Die musikolympischen Disziplinen werden gerade von Musiker*innen mitentwickelt, berichtet Bariton Michael Nagy aus der Fachgruppe "Stimme": "Da geht es darum, dass man die Nationalhymnen in größtmöglicher Geschwindigkeit aufführt." Auch die große Tradition des Wettschreiens soll als Disziplin eingeführt werden. "Ich bin mir sicher, dass es diverse Disziplinen geben wird, in denen man das Instrument hochhalten, weitwerfen oder bewegen muss", so Nagy weiter. Um diesen Bereich kümmert sich die internationale Fachgruppe "Materielles und Kraft", die darüber verhandelt, welche Instrumente sich dank weltweit genormter Gewichtswerte und geringem Verschleiß für den Weitwurf eignen. Es sollen faire Bedingungen für alle gelten, denn die Jury sitzt auf der ganzen Welt verteilt und kann nur per Video-Livestream die Performance der Teilnehmer*innen verfolgen.

Gerade wird ja alles abgesagt. Events, Olympia,... Da haben wir geschaut, wie wir daraus was machen können.
Gabriel Brüder, Gründer der Musikolympiade Pythonics

Der Corona-Krise trotzen

Die Idee zur Musikolympiade "Pythonics" kommt von Gabriel Brüder aus Berlin: "Uns ist wegen der Pandemie ein Kunde abgesprungen, weil er seine Veranstaltung absagen musste. Und gerade wird ja alles abgesagt. Events, Olympia und so weiter. Aber Livestreams gehen gerade richtig steil, vor allem von Musiker*innen. Da haben wir geschaut, wie wir daraus was machen können." Das Programmierteam von "Pythonics" ist momentan dabei, einen virtuellen Raum zu bauen. Der soll dann aussehen wie eine Mischung aus Konzertsaal und Olympiastadion. "Und dann ist für die Zuschauer*innen eigentlich alles super easy", erklärt Brüder. "Du klickst dann einfach auf die Kategorie, die dir gefällt und kommst direkt in den Livestream. Also wie Olympia daheim, nur dass du selbst bestimmst, was du schaust."

Von der Antike zum Livestream

Neu ist die Idee, Musik in sportlichen Kriterien zu messen, nicht. Schon im antiken Griechenland waren die Pythischen Spiele eine Mischung aus athletischen und musischen Wettkämpfen. Aus den Pythischen Spielen werden also nun die "Pythonics". Sowohl der Name als auch die Idee, Musik und Sport zu verbinden, soll virtuell weitergeführt werden. Die 20 besten Teilnehmer*innen werden durch ein Videovorspiel in der jeweiligen Kategorie ausgewählt. Der Sieger wird durch klare Messwerte ermittelt und kommt weiter.

Pythisches Feuer per App

Der Großteil der Einnahmen soll dem durch die Corona-Krise finanziell gebeutelten Kulturbetrieb zugute kommen. Alleine in Deutschland wird der Schaden nach aktuellen Befürchtungen der Bundesregierung bis zu 28 Milliarden Euro betragen. Weil die Organisation online weniger aufwendig ist, haben die Organisatoren die Eröffnungszeremonie der ersten virtuellen "Pythonics" schon im Oktober 2020 geplant. Weltweit ist es dann über eine App möglich, eine Flamme für das pythische Feuer zu senden. Für ein Musikerlebnis mit Wettbewerb und Fairplay – beinahe ein bisschen wie bei Olympia.

April, April

Vielleicht haben Sie es beim Lesen eh schon vermutet: Dieser Artikel ist ein BR-KLASSIK-Aprilscherz.

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