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Igor Strawinskys "Sacre" – die besten Aufnahmen Vom Skandalstück zum Publikumsliebling

Die Pariser Uraufführung von Igor Strawinskys Ballett "Le sacre du printemps" 1913 ging als Jahrhundertskandal in die Musikgeschichte ein. Allerdings lag das vor allem an der szenischen Umsetzung des Stücks durch Sergej Diaghilews Ballets Russes, denn die konzertante Aufführung nur ein Jahr später wurde ein Erfolg. Seither gilt der "Sacre" als eines der populärsten Werke des 20. Jahrhunderts. Davon zeugen auch die vielen Aufnahmen, die im Lauf von knapp hundert Jahren erschienen sind.

Igor Strawinsky | Bildquelle: Paul Sacher Stiftung, Basel

Bildquelle: Paul Sacher Stiftung, Basel

Leonard Bernstein und das London Symphony Orchestra

Leonard Bernstein gehört zu jenen Dirigenten, die den "Sacre" mehrfach aufgenommen haben, 1972 auch mit dem London Symphony Orchestra. Bereits 1966 entstand mit den Londoner Musikern dieser Video-Konzertmitschnitt. Trotz mäßiger Tonqualität ist das eine spannende Aufzeichnung von einer bis heute nur selten erreichten Intensität. Man kann dabei die passionierte und energetisch vitale Herangehensweise des berühmten Dirigenten genießen und sich gleichzeitig über das heute fast schon kurios wirkende, weil ausschließlich mit männlichen Musikern besetzte Ensemble wundern.

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Igor Stravinsky The Rite of Spring  Leonard Bernstein | Bildquelle: Jmay6901 (via YouTube)

Igor Stravinsky The Rite of Spring Leonard Bernstein

Valery Gergiev und das Orchester des Mariinsky-Theaters

Valery Gergiev hat den "Sacre" 1999 mit dem Kirov-Orchester des Mariinsky Theaters St. Petersburg auf CD eingespielt und zwei Jahre später veröffentlicht. Die Aufnahme gehört zu Recht zu den vielgepriesenen. Entfesselte Energie und ein authentisch russisch wirkender Charakter, mit seiner Mischung aus Melancholie und Grausamkeit prägen Gergievs Interpretation. Zum einhundertjährigen Jubiläum der Uraufführung des Balletts 2013 kam es zu einer besonderen Aufführung: Gergiev und das Orchester begleiteten die rekonstruierte Originalfassung der Choreographie von 1913 am Pariser Théâtre des Champs-Élysées. Der Skandal damals entzündete sich vor allem an eben dieser Choreographie von Vaslav Nijinsky. Im Videomitschnitt aus Paris sieht man, welche Zumutung die kittelartigen Gewänder und stampfenden Schritte der Tänzer für das verwöhnte Pariser Publikum 1913 sein mussten.

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Le Sacre du printemps / The Rite of Spring - Ballets Russes | Bildquelle: Un pò di Russia (via YouTube)

Le Sacre du printemps / The Rite of Spring - Ballets Russes

Andrés Orozco-Estrada und das hr-Sinfonieorchester

Der kolumbianische Dirigent Andrés Orozco-Estrada ist seit 2014 Chef des hr-Sinfonieorchesters. Als eine seiner ersten CD-Veröffentlichungen mit dem Ensemble erschien 2015 die Aufnahme zweier Werke von Igor Strawinsky, eines davon "Le sacre du printemps". Orozco-Estrada und das Orchester des Hessischen Rundfunks beeindrucken in ihrer transparenten und detailreichen Interpretation besonders in den lyrisch zarten Momenten der "Sacre"-Partitur.

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Strawinsky: Le sacre du printemps ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Andrés Orozco-Estrada | Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony (via YouTube)

Strawinsky: Le sacre du printemps ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Andrés Orozco-Estrada

Simon Rattle und das London Symphony Orchestra

Etliche Male hat Simon Rattle den "Sacre" aufgenommen, der erklärtermaßen eines seiner absoluten Lieblingswerke ist. Unvergessen bleibt das legendäre, filmisch dokumentierte Education-Projekt "Rhythm is it", bei dem Rattle die Berliner Philharmoniker dafür begeistern konnte, eine Tanzperfomance von Jugendlichen zu Strawinskys Ballettmusik zu begleiten. Die jüngste Dokumentation von Rattles dramatisch zupackender, mitreißender Sicht auf das Werk ist dieser Konzertmitschnitt mit dem London Symphony Orchestra aus dem Jahr 2017.

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Stravinsky The Rite of Spring // London Symphony Orchestra/Sir Simon Rattle | Bildquelle: London Symphony Orchestra (via YouTube)

Stravinsky The Rite of Spring // London Symphony Orchestra/Sir Simon Rattle

46 Aufnahmen in drei Minuten

Eine Kuriosität, die in knapp dreieinhalb Minuten die Variationsbreite verschiedener Interpretationen des "Sacre" – einschließlich unterschiedlicher Klavierfassungen – eindrucksvoll vorführt: Die Tontechniker des New Yorker Klassik-Senders WQXR haben sich die Mühe gemacht, den Abschnitt "Les Augures pritaniers" aus dem ersten Teil des Werks aus 46 unterschiedlichen Aufnahmen zusammenzuschneiden. Daraus wird man keine Lieblingsaufnahme herausfiltern können. Dafür aber das Staunen lernen darüber, wie unterschiedlich die Auffassungen je nach Interpret ausfallen können.

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46 Recordings of Stravinsky's "Rite of Spring" in 3 Minutes | Bildquelle: WQXR (via YouTube)

46 Recordings of Stravinsky's "Rite of Spring" in 3 Minutes

Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 28. April um 20:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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