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C.Ph.E. Bach Cembalokonzert Nr. 4

Die sechs Cembalokonzerte, die C.P.E. Bach in Hamburg komponiert hat, klingen wunderschön galant, verblüffen aber zugleich durch ihre Komplexität. Über das Konzert Nr. 4 hat Julika Jahnke mit Andreas Staier gesprochen.

Carl Philipp Emanuel Bach | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das starke Stück

C. P. E. Bach: Cembalokonzert Nr. 4

"Sei concerti per il cembalo concertato" – so lautet der Titel dieser Sammlung: "Sechs Konzerte für das konzertante Cembalo". Und das sind nicht einfach nur sechs beliebige Werke gesammelt und zwischen zwei Buchdeckeln zusammengefasst, sie haben einen sehr starken inneren Zusammenhang. "Weil Philipp Emanuel Bach sich in diesen sechs Konzerten, ganz unterschiedliche Antworten auf die Concerto-Form überlegt", erklärt der Pianist Andreas Staier. "Und das was er in dem einen Konzert tut, tut er dann gerade in dem anderen Konzert nicht mehr. Es ist eine Art Experimentierlabor."

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Viele Brüche

Andreas Staier, der auf Cembalo und Hammerflügel spezialisiert ist, kannte lange Zeit nur das vierte Konzert in c-moll aus dieser Sammlung. Erst Jahre später erschien eine Partitur des gesamten Zyklus im Druck. Staier nahm sie sich  zum Studium in die Ferien mit und war fasziniert davon, wie Carl Philipp Emanuel Bach hier die konventionelle Konzertform auflöst. Für Staier beginnt das schon mit der Frage, wie viele Sätze die Konzerte eigentlich haben. So steckt etwa auch das vierte Konzert voller Brüche. "Es beginnt mit einem normalen Konzertallegro, was in der Mitte abbricht", sagt Staier.. Ganz plötzlich. Und dann kommt etwas in völlig entfernter Tonart. Das Stück steht wie gesagt in c-Moll. Kommt plötzlich ein langsames, arioses Stück, das beginnt in A-Dur."

Es ist eine Art Experimentierlabor.
Andreas Staier über C.P-E. Bachs Cembalokonzert Nr. 4

Strukturierte Architektur

Andreas Staier | Bildquelle: © Josep Molina Bildquelle: © Josep Molina Carl Philipp Emanuel Bach hat in diesem Konzert also nicht einfach seiner Fantasie freien Lauf gelassen. Vielmehr hat er, wie ein Architekt, eine sinnhafte, übergeordnete Struktur angelegt. Am Ende des Konzertes begegnet einem wieder der schon bekannte erste Satz. Und wen wollte der Komponist mit dieser mehrdeutigen Architektur betören? Als er diese Konzerte schrieb, kurz nach 1770, lebte Bach in Hamburg und war Musikdirektor für die fünf Hauptkirchen der Stadt. Doch dafür sind diese "weltlichen" Konzerte in keinem Fall bestimmt gewesen. Er schrieb sie auch nicht im Auftrag eines reichen Gönners. Vermutlich komponierte er die Konzerte nur für sich selbst, um sein Können in diesem Genre auf den Punkt zu bringen. "Er versucht eine Summe zu ziehen, dessen was er in seinem Leben alles getan hat und diese Summe legt er in repräsentativen Sammlungen vor." So sieht es Andreas Staier. "Und diese sechs Konzerte sind eigentlich eine Art Überblick über das, was er im Genre der Konzertform zu sagen hat. Die etwas späteren Sammlungen. Sie sind ein Fazit und sie stellen alle Möglichkeiten vor, die er für essentiell erachtet. Insofern ist es auch eine Art Tagebuch."

Nichts für Amateure

Diese Quintessenz seines musikalischen Schaffens wollte Carl Philipp Emanuel Bach auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Er ließ die Konzerte drucken, was damals noch eher unüblich und ausgesprochen teuer war. Und damit sie sich gut verkaufen, ließ er im Vorwort ihre "Leichtigkeit" betonen und "dass sie für Liebhaber geeignet sein". Doch Andreas Staier hält das für einen Marketingtrick, da diese Konzerte einen Amateur hoffnungslos überfordern würden.

Musik-Info

"Carl Philipp Emanuel Bach: Sei Concerti Per il Cembalo Concertato WQ 43"

Andreas Staier, Cembalo
Freiburger Barockorcheste
Leitung: Petra Müllejans
Label: Harmonia Mundi

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