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Carl Philipp Emanuel Bach Flötenkonzert in A

Im 18. Jahrhundert übertraf Carl Philipp Emanuel Bachs Prominenz die seines Vaters. Unter seinen vielem Werken sind auch eine ganze Reihe für die Flöte bestimmt, wie das Flötenkonzert in A. Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker, hat mit Julika Jahnke über dieses Starke Stück gesprochen.

Carl Philipp Emanuel Bach | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Carl Philipp Emanuel Bachs Flötenkonzert in A

"Das, was Carl Philipp Emanuel Bach Bach auszeichnet, ist, dass er in einer Zeit, die noch sehr geprägt war von einer gewissen Ordnung, von auch der Religiosität zum Beispiel, die Tatsache, dass sein Vater sein ganzes Leben noch so viele Sakralwerke geschrieben hat, in einer Zeit, in der es auch noch Herrschende und Diener gegeben hat, das hat er alles irgendwie wegschaffen wollen." (Emmanuel Pahud über Carl Philipp Emanuel Bach)

Ein Konzert für den "Alten Fritz"?

Carl Philipp Emanuel Bach schrieb sein Flötenkonzert in A am Hofe Friedrichs des Zweiten: vermutlich für die allabendlichen Konzerte, die der König gemeinsam mit Musikern seiner Hofkapelle gab. Bach selbst saß dabei meist am Klavier. Er spielte bei Hof, als Begleiter am Cembalo, nur eine untergeordnete Rolle und musste sich tagtäglich dem strengen Reglement des Herrschers fügen. Doch für Emmanuel Pahud spricht seine Musik eine ganz andere Sprache:

"Dieses Spritzige, das was sprudelt, das immer rauskommen möchte aus jedem Satz, diese Stimmung, die nicht gefasst ist, sondern die immer Ausbrüche erlebt oder sich leistet. Ich weiß, dass er wegen dieser Ausbrüche halt seine Probleme hatte, nicht nur mit seinem Vater, aber auch mit seinen Brüdern, auch mit seinem Arbeitgeber und auch mit Friedrich dem Großen, wo er dann doch über 20 Jahre am Hofe in Potsdam geblieben ist. Von daher, er konnte sich auch dem fügen, in seinem eigenen Interesse, allerdings ist er einer der kreativsten Komponisten dieser Zeit." (Emmanuel Pahud)

Emmanuel Pahud | Bildquelle: Josef Fischnaller licensed to EMI Classics Der Flötist Emmanuel Pahud | Bildquelle: Josef Fischnaller licensed to EMI Classics Mag Bach hier auch ein Werk für das Lieblingsinstrument des Königs komponiert haben: Friederich der Zweite wagte sich nur ungern an solche fantasievollen Werke seines Hofcembalisten heran. Stilistisch gefiel ihm die konservative Schreibweise seines Flötenlehrers Johann Joachim Quantz weitaus besser. Dessen Werke waren meist auch technisch weniger anspruchsvoll.
Das Flötenkonzert in A hatte Bach daher wohl eher für Quantz als Solisten geschrieben. Außerdem hatte er im gleichen Jahr, 1753, noch zwei weitere Varianten des Konzertes verfasst: Eine Version für das Violoncello als Soloinstrument und noch eine für das Cembalo. Die hatte Bach vermutlich für sich selbst geschrieben. Was für ein moderner, unkonventioneller Komponist er gewesen ist, das kommt für Emmanuel Pahud in diesem Konzert deutlich zum Ausdruck. 

"Es gibt sehr harmonische Abläufe oder Verläufe in diesem Konzert von Carl Philipp Emanuel Bach und dann plötzlich kommt so ein Akkord, wo es so wirkt, als würde der Komponist sagen 'stopp, jetzt machen wir doch eine ganz andere Tonart', (...) und dann noch einmal ein Stopp und dann noch einmal einen anderen Versuch. Und das ist wirklich was, das total modern ist. Garnicht abstrakt, aber irgendwie verrückt ist für diese Zeit (...)" (Emmanuel Pahud)

Ein gern gesehener Gast

Carl Philipp Emanuel Bach ist es gelungen, musikalisch aus den Konventionen des Hofes und seiner Zeit auszubrechen. Genauso wie er das ganz praktisch in seinem Leben auch getan hat: Er genoss, wo er konnte, das bürgerliche Leben Berlins und war in intellektuellen Clubs, in denen man musizierte und debattierte, ein gern gesehener Gast. Und in seiner Musik wies er neue Wege: hinaus aus dem Barock und hinein in die Epoche der Empfindsamkeit.

Musik-Info

Carl Philipp Emanuel Bach: Flötenkonzert in A, Wq 168/H438
Emmanuel Pahud, Flöte
Label: EMI

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