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Georg Friedrich Händel Feuerwerksmusik

Nach Beendigung des Österreichischen Erbfolgekriegs wollte Georg II. im Londoner Green Park richtig feiern: mit bombastischem Feuerwerk und ebensolcher Musik. So schrieb Händel eines seiner populärsten Werke, das Miriam Stumpfe zusammen mit dem Dirigenten Roger Norrington vorstellt.

Aufbau für das Feuerwerk in London im April 1749 anläßlich der Feier des Friedens von Aachen mit der Aufführung von Händels Feuerwerksmusik | Bildquelle: picture alliance / akg-images

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Bild: Aufbau für das Feuerwerk in London im April 1749 anläßlich der Feier des Friedens von Aachen mit der Aufführung von Händels Feuerwerksmusik

Drei Stunden Verkehrschaos in der City, Raufereien unter den Schaulustigen – was Georg Friedrich Händel mit seiner "Feuerwerksmusik" schaffte, das gelingt heute bestenfalls Popstars wie Robbie Williams.

Musik für das Ende eines Krieges

Als am 21. April 1749 die öffentliche Generalprobe der Feuerwerksmusik stattfand, strömten Tausende herbei. Händel war mit seinen 64 Jahren DER Starkomponist in London, und das Ereignis, für das er seine "Feuerwerksmusik" probte, machte schon im Vorfeld Schlagzeilen: König Georg II. wollte den Frieden von Aachen feiern, das heißt das Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs. Und das nicht nur mit einem königlichen Dankgottesdienst, sondern auch mit einem gewaltigen öffentlichen Feuerwerk. Hundert Musiker sollten das Spektakel unter freiem Himmel feierlich eröffnen. So etwas, erzählt Dirigent Roger Norrington, sprengte jeden herkömmlichen Rahmen: "Die Idee einer öffentlichen Musik für eine besondere Gelegenheit war damals nicht so normal. Musik war privat, sie fand im Palais, in der Kirche oder im Theater statt. Jedenfalls nicht im Green Park."

Monate dauerten die Vorbereitungen

Georg Friedrich Händel Komponist | Bildquelle: picture-alliance/dpa Georg Friedrich Händel | Bildquelle: picture-alliance/dpa Über den Frieden von Aachen freuten sich damals in Großbritannien viele gar nicht, einige murrten beispielsweise, weil die englische Krone Gibraltar abgetreten hatte. Das Feuerwerk sollte die öffentliche Stimmung heben. Monate dauerten die Vorbereitungen, in einem Park beim Buckingham Palast wurde eine monumentale Kulisse aufgebaut und die angesehensten Pyrotechniker Europas bereiteten ein sechsstündiges Feuerwerk vor. Mit was für einer Musik soll man so ein Ereignis eröffnen? Die Organisatoren aus dem Königshaus hatten eine klare Vorstellung: "Wenn das Ding in solcher Manier sein soll, dass es dem König ohne Zweifel gefällt, so sollte es außer militärischen Instrumenten keine anderen Instrumente erhalten. Jede andere Musik wird ihn in schlechte Stimmung versetzen."

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Das ist Friedensmusik – friedvoll und freudvoll.
Roger Norrington zu Händels 'Feuerwerksmusik'

Diskussionen um Geigen

40 Trompeten, je 16 Oboen und Fagotte, 20 Hörner und jede Menge Schlagzeug wünschte sich der König: "Alles – nur keine Fiedeln". Doch Händel wollte Geigen. Und auch Violen, Celli, Kontrabässe. Erstens wusste er, dass 16 Oboen niemals gegen 40 Trompeten ankommen würden. Und ganz im eigenen Interesse lag ihm daran, das prestigeträchtige Werk auch bei anderen Gelegenheiten mit normaler Besetzung aufführen zu können. Briefe gingen hin und her, der König bestand auf militärische Instrumente, Händel beharrte auf zusätzliche Streicher. Man feilschte um jede Stimme – letztlich willigte Händel ein, beim Feuerwerk mit Militärorchester zu spielen, allerdings nicht ganz so martialisch besetzt wie ursprünglich gewünscht. Und: Streicherstimmen komponierte er trotzdem mit, um seine Wunschfassung vier Wochen später in einem Benefizkonzert aufzuführen. Diese gemischte Besetzung entspricht denn auch eher dem Geist der Komposition. Die will nämlich alles andere sein als Kriegsmusik, betont Roger Norrington, sondern: "Das ist Friedensmusik – friedvoll und freudvoll."

Aus dem Tanz geboren

Weder zum friedlichen Siciliano-Rhythmus des Satzes "La Paix" passte eine militärische Besetzung, noch zum leichtem Schwung der anderen Sätze. Bourrée, Menuett oder "La Rejouissance" – die meisten sind aus dem Tanz geboren: " Alles ist tanzbar, die Leute haben im 18. Jahrhundert Musik mit den Füßen gehört", sagt Roger Norrington.

Pannen beim Feuerwerk

Sir Roger Norrington | Bildquelle: Manfred Esser Sir Roger Norrington | Bildquelle: Manfred Esser Allerdings: Staatstragend kommt die "Feuerwerksmusik" trotzdem daher. Um das Stück zu eröffnen, komponierte Händel eine getragene Französische Ouvertüre – den längsten instrumentalen Einzelsatz, den er je geschrieben hat. Der schreitende Rhythmus könnte den König und sein Bedürfnis nach herrschaftlichen Klängen durchaus zufrieden gestellt haben. Wie Händels "Musick for the Royal Fireworks" dann aber tatsächlich ankam, das weiß man nicht. Obwohl die Generalprobe und natürlich auch die Feier selbst Tausende auf die Straße gelockt hatten – von der Musik sprach nach dem pompösen Ereignis keiner mehr, nur vom Feuerwerk. Und das sorgte nicht zuletzt wegen seiner Pannen für Aufsehen: Ein Teil der Kulisse fing Feuer, beinahe wäre sie komplett abgebrannt, beim großen Tumult hinter den Kulissen zückte einer der Beteiligten sogar sein Schwert.

Die Musik sprüht Funken und schmeckt gut!

Händels Musik hat sich auch so durchgesetzt – längst nicht nur als Begleitmusik für Feuerwerke. Denn Funken sprüht sie, findet Dirigent Roger Norrington, schon von selbst genug: "Das sind wunderbare Melodien, Ideen, witzig, stark, voller Herz und ... wie gutes Essen! Diese Musik schmeckt sehr, sehr gut!"

Musik-Info

Georg Friedrich Händel:
Music for the Royal Fireworks, HWV 351, "Feuerwerksmusik"

London Classical Players
Leitung: Roger Norrington
Label: Virgin Classics

Sendung: "Das starke Stück" am 18. April 2023, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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