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Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert KV 466

Zwei Klavierkonzerte von Mozart stehen in einer Moll-Tonart - eines davon in d-Moll. Und das besticht durch eine große Leidenschaftlichkeit. Für Mozarts Zeitgenossen war dieses Konzert schwere Kost.

Porträt Wolfgang Amadeus Mozart | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Mozarts Klavierkonzert KV 466

Unruhig, düster und geheimnisvoll beginnt das d-moll Klavierkonzert. "Also schon die Orchestereinleitung ist etwas, was uns sofort in den Bann schlägt, und wo wir wissen, sie ist etwas besonders - und dass eine ganz neue und dramatische und melancholische Seite Mozarts erklingen wird", so Justus Frantz.

Das dramatische und melancholische, das der Pianist Frantz anspricht, wird nicht nur durch die Moll-Tonart erzeugt. Vor allem die Synkopen in den Streichern sind es, die zusammen mit den grollenden Auftaktbewegungen der Bässe eine düstere Atmosphäre schaffen. "Dann kommt der Beginn des Klaviers und der ist von einer Schlichtheit, nachdem wir diesen aufwühlenden Orchesterklang gehört haben. Der ist ein großer Gegensatz und auch hier wieder zeigt sich Mozart als ein Meister der Wiener Klassik, in dem er ein Meister der Gegensätzlichkeit ist", so Frantz.

Schüchternes Thema

Völlig überraschend beginnt das Solo-Klavier mit einem ganz neuen, eigenständigen Gedanken. Etwas schüchtern, fast schon nebensächlich klingt dieses Thema. Und doch zeichnet gerade dieser Einsatz das Elementare dieses Klavierkonzertes aus: Solist und Orchester haben ähnliches, aber niemals identisches musikalisches Material. Der Solist geht nicht auf das Orchestervorspiel ein, sondern entwickelt etwas neues, eigenständiges. Dieser neue Gedanke bleibt im gesamten ersten Satz ausschließlich dem Klavier vorbehalten. Mozart gestaltet einen gleichberechtigten Dialog für Solist und Orchester und schreibt kein typisches Virtuosenkonzert, sondern ein kompromissloses, subjektives Bekenntnis zum eigenen Ausdruckswillen zweier gleichberechtigter Partner.

Prägend für diesen ersten Satz ist der tragische Ton. Punktierte Bläserfiguren treiben das Düstere heran. Die Pauke unterstützt diese Entwicklung. Parallele Terzen werfen zwar helle Schattierungen, die stets wiederkehrende chromatische Linienführung wirft aber alles wieder zurück ins Abgründige. Diesem düsteren, dämonischen orchestralem Drama folgt die "Romance". Sie beginnt mit einem in sich ruhenden, sich an jede Konvention haltenden Thema, das der Solist vorstellt. Aber dieser friedvolle Beginn täuscht, denn wenig später erfasst den Hörer wieder die pure Dramatik, die wie ein Blitz einschlägt. Unwillkürlich stellt man sich die Frage: Was ist nur los mit dem Solisten? Wie aus heiterem Himmel erklingt wieder das dunkle, dämonische Element.

Dualität im 2. Satz

Mitten im schönsten B-Dur komponiert Mozart einen g-moll Teil, dessen unruhige auf-und absteigende Triolenfiguren des Klaviers im starken Kontrast zu den melodischen Bläserlinien stehen und dadurch wieder Unruhe und Ungewissheit auslösen. Aber es ist nur ein kurzer Ausbruch, am Ende des zweiten Satzes führt Mozart den Hörer wieder zurück in die anfängliche Ruhe, zurück zum friedlichen B-Dur. Justus Frantz: "Im zweiten Satz ist wieder die Dualität. Es ist einerseits diese fast von erdenschwere bereinigte Thema und dann plötzlich als Gegensatz dazu dieser unglaublich leidenschaftliche Mittelteil, der sich dann wieder verlangsamt. Wenn wir glauben, das Thema ist ohne Gravitation, dann erleben wir plötzlich danach noch eine Stelle, wo man fast - und das geht am meisten zu Herzen - der Pianist fast nur noch mit einem Finger spielt."

Versöhnlicher Abschluss

Dann fordert die Dramatik und Leidenschaftlichkeit wieder ihren Platz im letzten Satz, wie das Klavier gleich zu Beginn deutlich macht. Im sich anschließenden Tutti-Teil wird das Thema des Klaviers kontrapunktisch verarbeitet. Lange lässt Mozart den Hörer im Ungewissen. Der Satz beginnt in d-Moll. Wird er auch so düster enden? Selbst das Schlussthema schwankt noch zwischen Dur und Moll, doch dann zeigt Mozart den Ausweg aus dem Dunkel und entscheidet er sich für einen ungewöhnlichen, aber versöhnlichen Abschluss in D-Dur.

Musik-Info

Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert d-Moll KV 466

Justus Frantz, Klavier
Bamberger Symphoniker
Claus Peter Flor, Dirigent
Label: Eurodisc (Sony Music), 1995

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