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Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll, KV 626

Es gibt wohl kaum ein Musikstück, um das sich derart viele Mythen und Legenden gebildet haben wie das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Uta Sailer stellt das Starke Stück zusammen mit dem Dirigenten Sir Colin Davis vor.

Eine dunkle Engelstatue hinter der die Sonne leuchtet | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Mozart - Requiem

Mozarts Ende kam viel zu früh. Am 5. Dezember 1791 starb er mit nur 35 Jahren - mitten in der Arbeit an seinem letzten Werk, dem Requiem. Es wurde sein eigenes. Klänge der Verzweiflung, so kraftvoll und stark, dass sie unmittelbar berühren - und so direkt, dass es für den Dirigenten schwer ist, die nötige Distanz zu wahren, erzählt Sir Colin Davis:

"Es ist so kräftig, jedes Mal, es infiltriert das Herz, normalerweise man ist ziemlich kaputt am Ende, so zauberhaft, man ist eingezogen in diesen Bildern vom Requiem; man denkt nur, dass man ein Sterblicher ist. Man muss kurz Adieu sagen. Es macht den Tod leichter und bequemer, auf der anderen Seite es macht den Tod schlimmer, weil man weiß, dass die ganze Sache hoffnungslos ist." (Sir Colin Davis)

Erdenmusik voller menschlicher Empfindungen

Hoffnungslos und hoffnungsvoll zugleich. Das Requiem trägt alle Emotionen in sich, die den Menschen angesichts des Todes ereilen: Angst, Wut, Verzweiflung Traurigkeit, Hoffnung, Trost. Ein Kaleidoskop menschlicher Empfindungsfähigkeit. Und ein Wechsel zwischen Persönlichem und Überpersönlichem: den Gefühlen des Menschen auf der einen, dem Zorn Gottes auf der anderen Seite.

Vielleicht ist es das Menschliche, was dieses Requiem so groß macht. Es ist keine Musik aus einer anderen Welt, keine jenseitige Schönheit. Kein heller, himmlischer Klan. Mozart verzichtet auf die hohen Holzbläser, es ergibt sich ein weicher, dunkler Klang. Es ist Erdenmusik - für die, die sterben müssen und für die, die bleiben müssen, den Verlust erleiden.

Der Tod ist größer als die Musik

Der Tod als Freund des Menschen? Der Tod als Schlüssel zur Glückseligkeit? Für Sir Colin Davis spricht die Musik eine andere Sprache:

"Wir haben Hoffnung bei recordare, Hostias, Benedictus, aber Agnus Dei, das ist nicht hoffnungsvoll, weil wenn wir schreien nach Pacem und wir schaffen Krieg, so wir sind Idioten. So was ist das dann? Es ist vergeblich nach Agnus Dei zu schreien." (Sir Colin Davis)

Eindringliche Rufe, einfach gesetzt. Die Musik ist ganz vom Wort her bestimmt. Und gerade durch ihre Einfachheit, den Verzicht auf kunstvolle Mehrstimmigkeit ist sie umso kraftvoller. Das Requiem ist mehr als schöne Musik. Es ist Musik, die jeden Menschen betrifft: Die Musik gibt keine Antwort. Sie endet so, wie sie begonnen hatte. Der Tod ist größer als die Musik.

Musik-Info

Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem für Soli, Chor und Orchester d-Moll, KV 626

BBC Symphony Orchestra
Sir Colin Davis, Leitung

Label: Deutsche Grammophon

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