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Wolfgang Amadeus Mozart "Exsultate, jubilate"

Die Motette "Exsultate, jubilate" - eine Melodie des Himmels, komponiert von einer jugendlichen, unbeschwerten Seele: dem gerade einmal 17-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart. BR-KLASSIK hat mit der Sopranistin Edith Wiens über dieses Starke Stück gesprochen.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Das starke Stück" zum Anhören

Für Sängerin Edith Wiens ist Mozarts Motette ein ganz besonderes Stück: "Mich begeistert an Exsultate jubilate, dass es nicht nur im gesangstechnischen Bereich die höchsten Anforderungen stellt, sondern dass es eine Musik ist, die verlangt, aus voller Seele gesungen zu werden; diese Kombination von größter Heiterkeit und hohen technischen Anforderungen – das ist eine unschlagbare Kombination, finde ich."

Gelegenheitskomposition für einen Gottesdienst

So grandios die Wirkung dieses Werks ist, so banal ist sein Entstehungsgrund. Mozart hatte das Exsultate auf seiner dritten Italienreise als Gelegenheitskomposition für einen Gottesdienst sozusagen aus dem Ärmel geschüttelt. Beim Komponieren jedoch hatte er einen ganz bestimmten Sänger im Kopf: den Kastraten Venanzio Rauzzini, den er kurz zuvor in seiner eigenen Oper Lucio Silla gehört hatte. Mozart war so begeistert von dessen sängerischem Können, dass er ihm das Exsultate geradezu auf den Leib komponierte. Mit allem, was einen Kastraten erster Güte herausfordert, wie zum Beispiel schnelle Registerwechsel oder kunstvolle, leichtfüßig zu singende Koloraturen.

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Der Text formuliert poetische Worte eines Einzelnen

Das Exsultate Jubilate ist also Kirchenmusik, entstanden für einen Kastraten aus der italienischen Oper. Kein Wunder, dass sich hier Opernhaftes in die geistliche Musik gemischt hat, etwa die Form zweier Arien mit dazwischen geschobenem Rezitativ.  Der Text zum Exsultate stammt von einem unbekannten Textdichter und ist vergleichsweise untypisch für ein kirchenmusikalisches Werk: Statt stereotyper Gebetsformeln finden sich hier poetische Worte eines Einzelnen. Edith Wiens sagt dazu: "Ich finde, das Besondere ist, dass dieser persönliche Bezug unbedingt verlangt wird. Es ist der einzelne Gläubige, der dieses Gebet spricht, der aber auch den Hörer zum Jubeln mit einlädt."

Das Alleluja wird 25-Mal gesungen, und jedes Mal muss es neu gedacht, neu gespürt werden.
Edith Wiens

Eindeutig religiöse Musik

Sopranistin Edith Wiens | Bildquelle: © https://edithwiens.com/ Die Sopranistin Edith Wiens | Bildquelle: © https://edithwiens.com/ Gerade diese im Text angelegte Individualität, das vom einzelnen Menschen Ausgehende, entspricht Mozarts Komponierstil. Wunderbar zu hören beispielsweise in der zweiten, ruhig dahinfließenden Arie Tu virginum Corona, in der die Gottesmutter Maria angerufen wird: 'Du Krone der Jungfrauen, gib uns Frieden, besänftige du die Leidenschaften, wo ein Herz seufzt.' "Diese Stelle berührt mich jedes Mal aufs Neue, weil sie eine solche Reinheit hat", so Edith Wiens. Auch hier also wieder die Nähe zur Oper. Eine Kavatine in zärtlichem A-Dur. Fast wie ein Liebeslied. Für Sopranistin Edith Wiens dennoch eindeutig religiöse Musik: "Das Gebet an Maria für den Frieden im zweiten Satz ist sehr weich gefärbt, was Mozart normalerweise nicht in der Oper machen würde. Es ist zwar ein Riesenjubel, ganz klar, und es ist auch sehr brillant geschrieben. Trotzdem hat es eine große Wärme und einen großen Bezug zur Religiosität. Ein Wort in diesem Satz, das Alleluja, wird 25-mal gesungen, und jedes Mal muss es neu gedacht, neu gespürt werden, was dieses Alleluja ist. Das würde in einer Oper in dieser Form nicht vorkommen."

Ein einziges Jubeln

Hier kann es, hier muss es vorkommen. Es ist die Krönung, zu Musik gewordener Jubel, der das Exsultate berühmt und viele Menschen für ein paar Momente glücklich gemacht hat. Befreite Freude, Jubel und heitere Gelassenheit. Das sind Gefühle, denen man sich als Hörender kaum entziehen kann. Und als Sänger? "Es ist schon was sehr Ekstatisches; es fordert den ganzen Menschen in der Heiterkeit", sagt Edith Wiens. "Für mich ist dieses Stück eigentlich ein einziges Jubeln, und dieses in sich zu finden und sich dem zu öffnen – wem sollte dabei es nicht gut gehen?"

Musik-Info

Wolfgang Amadeus Mozart:
"Exsultate, jubilate", KV 165


Edith Wiens (Sopran)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Hermann Michael
 
Eigenaufnahme

Sendung: "Das starke Stück" am 03. Juni 2025, 19:03 Uhr auf BR-KLASSIK   

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