Nils Mönkemeyer ist Artiste étoile beim Mozartfest in Würzburg. Im Interview mit BR-KLASSIK verrät er, was die Bratschen-Fassung von Mozarts Klarinettenkonzert besonders macht – und welchen Wein er mit Mozart verbindet.
Bildquelle: Irene Zandel
BR-KLASSIK: Nils Mönkemeyer, Sie sind Artiste étoile beim Mozartfest in Würzburg. Ausgehend von diesem Titel: Inwiefern strahlt denn die Bratsche bei Mozart sternengleich?
Nils Mönkemeyer: Die Bratsche bekommt in diesem Mozart-Konzert einen ganz besonderen Glanz. Das Werk ist eigentlich für Klarinette komponiert. Man weiß nicht genau, von wem die Bearbeitung ist, aber kurz nach Mozarts Tod erschien eine Bearbeitung für Flöte und zeitgleich für Bratsche. Das ist für uns ein großer Segen, denn das ist eine wunderbare Musik – und wir haben so dann auch ein Konzert von Mozart für unser Instrument. Die Klarinette im Original ist sehr licht und hell und schwebt über dem Orchester. Daran orientiere ich mich ein bisschen.
BR-KLASSIK: Inwiefern ist die Bratsche denn geeigneter? Und wo hat sie vielleicht Nachteile beim Nachsingen dieser kantablen Stimme?
Nils Mönkemeyer: Mozart nutzt keine normale Klarinette, sondern ein Bassetthorn. Das ist so ein Riesending, was auf dem Boden einen Ständer hat, weil es so schwer ist. Das Besondere an diesem Bassetthorn ist der große Tonumfang. Das heißt, es geht von sehr tief zu sehr hoch. Dementsprechend benutzt Mozart dann enorm viele Sprünge von ganz tief zu wirklich hoch. Das ist in der Fassung für Bratsche etwas angepasst. Es gibt mehr lineare Verläufe, damit es besser zu dem Instrument passt. Für mich war das sehr ungewöhnlich.
Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur: Es ist eines der letzten Werke, die Mozart vollendete. Geschrieben hat er es für seinen Freund, den Klarinettisten Anton Stadler. Heute spielt es jeder Solist von Rang und Namen. Und auch außerhalb des Konzertsaals wird die Musik eingesetzt: Es gibt wohl kaum ein Stück, das in so vielen anrührenden Filmszenen vorkommt wie das Thema aus dem zweiten Satz.
BR-KLASSIK: Warum?
Nils Mönkemeyer: Ich kenne das Werk zum Beispiel aus dem Film "Jenseits von Afrika". Da kommt der langsame Satz vor. In der Szene steht Meryl Streep in der Wüste, sie spielt eine Dänin, die im Rahmen der Kolonialisierung dort stationiert und total allein ist, ihr Mann ist immer weg. Irgendwann kommt Robert Redford ins Spiel und schenkt ihr ein Grammophon. Sie hört dann in der Wüste diesen langsamen Satz. Ein Symbol für ihre Liebe. Die Klarinette ist in diesem Moment für mich fast wie eine Engelsstimme, weil sie körperlos von oben herunterschwebt. Da musste ich mich zum Beispiel total umstellen. Die Bratsche singt eher irdisch und von uns Menschen und nicht aus dem Himmel. Ich musste mein Konzept dahin ändern, dass ich das Gefühl habe, es geht darum, dass wir Menschen von unserer Sehnsucht singen.
BR-KLASSIK: Als Artiste étoile sind Sie stark eingebunden und tief verankert beim Mozartfest. Was macht Würzburg und das Mozartfest für Sie aus?
Bratschist Nils Mönkemeyer schätzt die Atmosphäre beim Mozartfest Würzburg. | Bildquelle: Irène Zandel
Nils Mönkemeyer: Dazu gehört eine ganz tolle Intendantin, Evelyn Meining, die jedes Jahr ein Programm macht, das alle Facetten von Mozart beleuchtet. Dieses Jahr steht das Festival unter dem Motto "Freundschaft". Deswegen bin ich auch Artiste étoile zusammen mit William Youn. Wir haben schon sehr viel zusammen gespielt, bestimmt mehr als 500 Konzerte in 17 Jahren. Wir bringen diese musikalische Freundschaft zum Thema mit. Dann ist Mozart ein Komponist, der immer für uns Menschen schreibt. Er ist sozusagen ein Menschentröster und Menschenversteher. Das in ganz viele Facetten auszuleuchten, ist das Thema des Festivals in diesem Jahr.
BR-KLASSIK: Hauptspielstätte ist der berühmte und wunderschöne Kaisersaal in der Residenz. Haben Sie noch ein paar Geheimtipps?
Nils Mönkemeyer: Ich finde den ganzen Garten drumherum wirklich magisch, diese Residenzanlage. Wenn man vor dem Konzert da noch spazieren geht, in den Dämmerstunden, das ist etwas Besonderes. Dann ist die Residenz als solche schon ein absolutes Kunstwerk. In der Pause gibt es Fackeln im Garten, man kann auf der Terrasse stehen, ein Glas Sekt trinken. Diese Atmosphäre findet man nicht überall.
BR-KLASSIK: Wenn Sie jetzt schon den Sekt erwähnt haben – Würzburg ist ja eine Weinstadt. Was würden Sie sagen, welche Rebe passt zu Mozart?
Nils Mönkemeyer: Grauburgunder würde ich sagen. Weil das eine Mischung aus herb und süß ist und viel mineralische Reichhaltigkeit hat. Aber das ist wirklich nur so eine Assoziation.
Amsterdam Sinfonietta mit Nils Mönkemeyer und Candida Thompson am 11. Juni ab 20.00 Uhr.
Alina Ibragimova, Nils Mönkemeyer und William Youn am 17. Juni ab 20.00 Uhr.
Autor des Textes: Johann Jahn
Sendung: "Allegro" am 6. Juni 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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