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Münchner Rundfunkorchester KI trifft Science-Fiction-Musik

Ein Konzert, bei dem Handys erwünscht sind? Das Münchner Rundfunkorchester wagte mit "Multiverse Symphony" ein Experiment: Musik, kombiniert mit interaktiven Elementen. Im Zentrum die Uraufführung einer eigens für das Orchester geschriebenen KI-Komposition.

KI Konzert des Münchner Rundfunkorchesters am 5. Juni 2025 | Bildquelle: Raphael Kast

Bildquelle: Raphael Kast

Das Handy im Konzert zur Hand nehmen, auf ausdrücklichen Wunsch der Veranstalter? Eher unüblich. Beim Konzert "Multiverse Symphony" des Münchner Rundfunkorchesters war genau das geplant. "Ihr dürft gerne am Handy sein!", forderte Moderatorin Marie Kilg das Publikum auf. Das Ziel: Ein interaktives Erlebniskonzert mit mehreren Ebenen. Dazu arbeiteten die Musikerinnen und Musiker mit den Hosts des ARD KI-Podcasts zusammen.

Interaktives Konzerterlebnis

Das sah dann so aus: Auf der Bühne im Studio im BR-Funkhaus spielte das Rundfunkorchester, geleitet vom Dirigenten Michael Seal. Davor standen zwei Stehtische für die Moderatoren des KI-Podcasts, Marie Kilg und Fritz Espenlaub, ausgerüstet mit Laptops. Denn das Konzert wurde live auf der Plattform Twitch gestreamt. Dort im Chat konnten sich Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Konzertsaal und der digitalen Welt beteiligen, Fragen stellen und kommentieren.

Die Moderatoren führten durch den Abend und gaben Fragen aus dem Chat weiter, etwa an die Musikerinnen und Musiker oder den Dirigenten. Zwischen den Musikstücken chatteten sie mit einer KI und entwickelten so eine kleine Geschichte über Paralleluniversen, Künstliche Intelligenz und Realität. Auf sechs großen Bildschirmen im Saal konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer sowohl den Chat mit der KI als auch die Nachrichten auf Twitch mitverfolgen.

Musik aus Science-Fiction-Filmen, Serien und Games

KI Konzert des Münchner Rundfunkorchesters am 5. Juni 2025 | Bildquelle: Raphael Kast Zuhörerinnen und Zuhörer können über den Twitch-Chat Fragen stellen, unter anderem an Dirigent Michael Seal. | Bildquelle: Raphael Kast Das Rundfunkorchester knüpfte musikalisch an diese Themen an. Auf dem Programm standen Scores aus Science-Fiction-Filmen, Serien und Computerspielen, etwa aus der "Avengers"-Reihe, "Star Wars", "Halo" oder "Interstellar". Besonders begeisterte das auffallend junge Publikum "Time" aus dem Film "Inception"; diesen Score spielte das Rundfunkorchester als Zugabe sogar noch einmal. Viele der an diesem Abend vertretenen Filme, Serien oder Games beschäftigen sich mit KI oder greifen Entwicklungen vor. So habe Moderatorin Marie Kilg früher so sein wollen "wie Iron Man, der seine Künstliche Intelligenz Jarvis hatte".

Zuhörerinnen und Zuhörer beteiligen sich über Chat

Zwischendrin spielen auch die aktuellen Grenzen von KI eine Rolle: So stellten die Moderatoren der KI im Chat eine Frage, auf die sie Text-Antworten und ein Video erfand – konkret ging es um ein "Wurst Symphony Event" des Rundfunkorchesters, das es nie gegeben hat.

Auch Nutzerinnen und Nutzer beteiligten sich rege im Chat auf dem Live-Streaming-Portal Twitch: "Die Cellogruppe rockt", "KI übertreibt seine Rolle n bisschen", "Gebt der KI keine psychedelischen Substanzen", "Morgen fange ich mit Horn an". Andere hatten Fragen an Musikerinnen und Musiker: Wie viel sie im Urlaub üben, wer als Erste oder Erster durch KI ersetzt werde oder was sie sich von der KI wünschen würden. Dirigent Michael Seal sollte beantworten, ob er eher Hans Zimmer oder John Williams zugeneigt ist.

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LIVE: Multiverse Symphony | Münchner Rundfunkorchester | Der KI-Podcast

Uraufführung von Michael A. Leitners KI-Komposition

Ein Höhepunkt des Abends war die Uraufführung des eigens für das Rundfunkorchester geschriebenen KI-Werkes "Was macht der Mensch?". Der 27-jährige österreichische Komponist Michael A. Leitner hat das Stück mit einer Komponier-KI namens Ricarcar entwickelt. Sein Auftrag: den heutigen Klang des Rundfunkorchesters in einem Werk einfzufangen. Dazu fütterte er die KI unter anderem mit Ausschnitten aus Lieblingswerken des Orchesters und eigenen Ideen. Die KI habe ihm daraufhin unterschiedlich lange Sequenzen vorgeschlagen, von drei Sekunden bis zu einer Minute.

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Im Interview mit BR-KLASSIK beschreibt Komponist Michael A. Leitner seinen Kompositionsprozess mit der KI und erklärt, warum er eine andere Frage spannender findet als die, was die Maschine kann.

Mit denen arbeitete Leitner weiter, übernahm und veränderte Motive, setzte sie zusammen und instrumentierte das Werk. Das Stück ist vergleichsweise kleinteilig aufgebaut: Es gibt viele kürzere Motive, kleine Melodien, prägnante rhythmische Elemente, Wiederholungen. Motive überlagern sich. Und häufiger kommt auch recht unvermittelt etwas Neues. Klanglich knüpft die KI-Komposition an den Sound von Filmmusik-Scores an. Leitner sagte, er habe den Dialog mit der KI und ihre autonome Arbeitsweise meist sehr geschätzt, "aber es gab auch Momente, da habe ich die KI verdammt, weil man nie weiß, was man zurückbekommt".

Interaktives Format überzeugt Publikum

KI Konzert des Münchner Rundfunkorchesters am 5. Juni 2025 | Bildquelle: Raphael Kast Das "Multiverse Symphony"-Konzert des Münchner Rundfunkorchesters mit dem ARD KI-Podcast kommt beim Publikum gut an. | Bildquelle: Raphael Kast Im Publikum schien das Konzept des Abends gut anzukommen, mit viel Applaus für das Rundfunkorchester. Die Chat-Gespräche mit der KI empfand manch einer als zu lang oder abgedreht. Sehr gelungenes Format, urteilte etwa Besucher Joseph Feger und begründete: "Ich finde das Thema spannend, wie sich KI auf Kunst auswirkt. Dass es schon noch wichtig ist, dass die menschliche Komponente ein Teil davon ist."

Autorin des Textes: Anna Fries

Sendung: "Allegro" am 6. Juni ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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