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Arie Zentrale Gattung der Vokalmusik

Braucht man für eine Arie immer jemanden, der oder die singt? Und was haben die Luft, der Acker und die Familie mit der Arie zu tun?

Wolfgang Amadeus, 1756-1791. Werke: Don Giovanni (Oper, UA 1787). - Die Champagner-Arie - Gemälde von Max Slevogt | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Aria" heißet überhaupt eine jede Melodie, sie werde vocaliter oder instrumentaliter hervor gebracht; insonderheit aber ist es eine gesungene Melodie, die sich nach Beschaffenheit der Worte zu richten (…) pflegt."

1732, als Johann Gottfried Walther diese Zeilen schrieb, befand sich die italienische Opernarie auf dem Höhepunkt ihres Glanzes. Primadonnen verzückten das Publikum mit ihren Bravour-Arien, Kastraten brachten die Frauenherzen zum Schmelzen und wehe, ein Komponist hatte einen seiner Stars nicht ausreichend bei der Verteilung der Koloraturen bedacht – dann flogen schon mal die Fetzen.

GROSSE OPER, ABER AUCH HÜBSCHE MELODIE

Im Kern bestand die Oper des 18. Jahrhunderts aus einer Abfolge von Rezitativen und Arien. Die zu dieser Zeit gebräuchlichste Arien-Form war die Da-Capo-Arie: Die erste Strophe kehrt nach der meist kontrastierend gestalteten zweiten Strophe wieder.

"Das Wort Aria kömmt Zweifels frey von der Lufft her, nicht nur, weil aller Klang sein Fuhrwerck darin antrifft; sondern auch, weil eine schöne Melodie mit nichts angenehmers, als mit einer süssen, frischen Lufft zu vergleichen ist."

GESUNGEN UND GESPIELT

Johann Mattheson leitete 1739 "Aria" von dem lateinischen Wort "aer" für "Luft" her. Aber auch das Wort "ager" (Acker, Heimat, Familie, Art, Weise) könnte zur Wortbildung von "Aria" beigetragen haben: im Sinne von Sing- oder Spielweise. In dieser Tradition heißt zum Beispiel eine berühmte Bassmelodie in der Instrumentalmusik Aria di Romanesca.

Bis ins 17. Jahrhundert war die Arie als Gattungsbegriff sehr offen: Eine Arie konnte ebenso ein mehrstimmiges Madrigal sein wie eine einfache Liedweise oder ein kurzes, leichtes Instrumentalstück.

ZENTRALE FORM IN DER OPER

Erst um 1630 wurde die Arie als instrumental begleiteter Sologesang fester Bestandteil der Oper, später auch anderer Vokalgattungen wie des Oratoriums und der Kantate. Während im Rezitativ der deklamierende Gesang vorherrschte, blieb das wichtigste Kennzeichen der Arie stets das Melodische, wie schon 1619 Michael Praetorius wusste: "Aria oder air ist eine hübsche Weise oder Melodei."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. Januar 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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