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Dmitri Schostakowitsch Konzert für Klavier, Trompete und Streicher Nr. 1

Effektvolle Klaviervirtuosität, einen genialen Mix aus russischer Romantik, Neoklassik und banaler Music-Hall-Melodik, mutige Experimente, Persiflage und Karikatur diverser musikalischer Richtungen - all das bietet auf gut 20 Minuten das erste Klavierkonzert des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch.

Dmitrij Schostakowitsch | Bildquelle: Krzysztof Meyer: "Schostakowitsch. Sein Werk, seine Zeit", Bergisch Gladbach 1995

Bildquelle: Krzysztof Meyer: "Schostakowitsch. Sein Werk, seine Zeit", Bergisch Gladbach 1995

Das starke Stück zum Anhören

Schostakowitsch - Klavierkonzert Nr. 1c-Moll, op. 35

Schostakowitsch komponierte sein Klavierkonzert op. 35 im Sommer 1933, wenige Wochen, nachdem er die Arbeit an seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" fertig gestellt hatte und nannte dieses Werk eine "spöttische Herausforderung an den konservativ-seriösen Charakter des klassischen Konzert-Gestus".
Gleich zu Beginn des Konzertes gibt es ein Zitat. Die ersten drei Töne aus Beethovens Sonate "Appassionata". Schon hier zeigt sich die wichtigste Eigenschaft des Werkes: Es geht stets anders weiter, als man es erwarten würde. Schostakowitsch nimmt seine Zuhörer auf den Arm.

Wenn das Publikum bei der Aufführung meiner Werke lächelt oder direkt lacht, so bereitet mir das große Befriedigung.
(Dmitri Schostakowitsch)

Yefim Bronfman | Bildquelle: Dario Acosta Yefim Bronfman | Bildquelle: Dario Acosta Diese Worte könnten das Motto des ersten Klavierkonzertes von Dmitri Schostakowitsch sein. Bereits in seinen 24 Präludien, die Schostakowitsch im selben Jahr 1933 komponiert hatte, zeigte er eine leichte Neigung zum Humor. Im ersten Klavierkonzert herrschen dann Satire und Komik vor. Hier zeige sich der noch unbekümmerte 26-jährige Komponist in der ganzen Pracht seines Talentes, meint der Pianist Yefim Bronfman: "Das Genie von Schostakowitsch mit zwei Wörtern zu beschreiben, ist äußerst schwierig. Einerseits ist er ein sehr ernsthafter und tragischer Komponist. Doch was mich in seiner Kunst besonders erstaunt, ist seine immense Bandbreite. Besonders in diesem Konzert erfand er sehr viel Komisches und Unterhaltsames. Manchmal scheint es mir, wir wären im Zirkus."

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Faszinierendes Kaleidoskop

Das Bauprinzip des Klavierkonzerts ist der ungewöhnliche Kontrast. Die Fülle musikalischer Gedanken und Einfälle fügt der Komponist zu einem bunten und faszinierenden Kaleidoskop. Er kokettiert mit einem Thema von Haydn, verbeugt sich kurz vor Beethoven, lässt Virtuosität à la Liszt aufblitzen, erweckt romantische Emotionen, die er sofort wieder aufs Korn nimmt.
Trotz der Fülle so unterschiedlicher musikalischer Episoden wirkt das Konzert weder chaotisch noch überfrachtet. Der junge Schostakowitsch behält mühelos die Balance und zeigt dazu meisterhafte Beherrschung des Klaviers.

Gescheiterte Pläne

Schostakowitsch wollte ursprünglich Konzertpianist werden, war jedoch nach dem Misserfolg beim Chopin- Wettbewerb 1927 in Warschau so bitter enttäuscht, dass er die Pianistenlaufbahn aufgab und sich auf das Komponieren konzentrierte. Die Kunst des Klavierspiels half ihm übrigens, die Hungerjahre des Bürgerkriegs zu überleben. Als Klavierstudent begleitete Dmitri Schostakowitsch Stummfilme am Leningrader Kino. Es scheint, als habe der Komponist seine Schwäche für den Stummfilm im ersten Klavierkonzert bewahrt.

Musik-Info

Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Klavier, Trompete und Streicher Nr. 1 op. 35

Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic
Juilliard String Quartet
Esa-Pekka Salonen, Leitung

Label: Sony Classics

Sendung: "Das starke Stück" am 16. Mai 2017, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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