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Starkes Stück Tschaikowsky - Klavierkonzert Nr. 1

Das Klavierkonzert Nr. 1 hat echte Ohrwurm-Qualitäten und zu Tschaikowskys Lebzeiten für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Sein Freund und Pianist Nikolaj Rubinstein fand das Konzert "armselig" komponiert, Hans von Bülow dagegen nannte es "hinreißend formvollendet".

Ölgemälde von N. D. Kuznetsow aus dem Jahre 1893 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Tschaikowsky - Klavierkonzert Nr. 1

Fast so berühmt wie der legendäre Anfang des Konzerts ist die Entstehungsgeschichte des Werkes. Tschaikowsky quälte sich damit herum und als er den 1. Satz voller Stolz seinem Freund Nikolaj Rubinstein vorlegte, schlug dieser nur die Hände über dem Kopf zusammen. "Unspielbar" und einige beleidigende Worte waren der vernichtende Kommentar des berühmten Pianisten Rubinstein. Das Werk musste erst in die USA emigrieren, bis es dort 1875 uraufgeführt wurde.

Ein Konzert voller Geschichten

Für Lang Lang verbergen sich viele Geschichten in diesem Werk, die er dem Zuhörer musikalisch mitteilen möchte. Den Anfang des Konzerts stellt er sich auf einem großen Platz in Russland vor: Tausende von Menschen erwarten die Ankunft des Zaren. Es klingt sehr majestätisch. Der erste Satz dauert gut 23 Minuten, das sind immerhin 3/5 des gesamten Klavierkonzerts. Also viel Zeit für Kontraste. Aus dem prunkvollen Rahmen fällt vor allem eine sehr einfache Melodie. Lang Lang hat recherchiert, woher sie stammt: In einem Brief von Tschaikowsky steht, dass ihn ein Obdachloser zu dieser Melodie inspiriert habe, er lallte etwas Derartiges auf der Strasse. Tschaikowsky hat diese einfache Melodie direkt hinter den glanzvollen Anfang gestellt. Vermutlich wollte er so das wahre Russland zeigen.

Von der Politik zur Naturbeschreibung

Lang Lang stellt im 1. Satz die politischen und sozialen Verhältnisse Russlands um 1870 in den Vordergrund. Im 2. Satz hingegen hört er eine Naturbeschreibung. Es fällt ihm nicht schwer, Birkenwälder, sumpfige Böden, dazu die legendäre russische Weite in der Musik zu sehen. Am Ende des 3. Satzes verlangt Tschaikowsky vom Pianisten noch einen Sprint über die gesamte Klavier-Tastatur, einen Lauf von unten nach oben. Klingt fast, als wolle er sagen: So, das war's und für den ganzen Zauber haben wir nur diese Töne benutzt.

Den Anfang muß man sich in Russland auf einem großen Platz vorstellen: Tausende von Menschen erwarten die Ankunft des Zaren. Es klingt unglaublich majestätisch.
Der Pianist Lang Lang

Musik-Info

Peter Tschaikowsky - Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll, op. 23

Lang Lang (Klavier)
Chicago Symphony Orchestra
Daniel Barenboim, Leitung
Label: Deutsche Grammophon

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