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12. Juli 1963 – Stradivaris "Mara" erleidet Schiffbruch Cello mit Freischwimmerabzeichen

Dichter Nebel hängt über der Bucht des Rio de la Plata, der Flugverkehr nach Buenos Aires wird eingestellt. Der Musiker Amadeo Baldovino befindet sich gerade auf Südamerikatournee - im Gepäck: sein Cello. Aber es ist nicht irgendein Cello, sondern das "Mara" – ein Violoncello von Antonio Stradivari. Wegen der schlechten Wetterlage nimmt er ab Montevideo die ungeliebte Fähre, die völlig überbucht ist.

Cello versinkt in Wellen  | Bildquelle: Montage BR - Nadja Pfeiffer

Bildquelle: Montage BR - Nadja Pfeiffer

Was heute geschah zum Anhören

Mitten in der Nacht weckte mich Geschrei.
Amadeo Baldovino

Stradivari-Cello versinkt im Meer

Amadeo Baldovino denkt zunächst, es sei eine wilde Party von Südamerikanern, die ihn aufweckt hat. Tatsächlich sorgt das Schiff, mit dem er unterwegs ist, für Unruhe unter den Gästen. Die Fähre ist mit einem uralten Schiffswrack kollidiert. Panisch verlässt Baldovino seine Kabine, lässt alles zurück - nur Mara nimmt er mit, sein Stradivari-Cello. Mit dem sperrigen Koffer zwängt er sich durch die Gänge an Deck, wo Feuer inzwischen ausgebrochen ist. Er schlüpft in eine Schwimmweste, ergattert eine Rettungsleine und gleitet in eines der Boote. Das Cello? Das vergisst er in dem Moment.

Wir kamen in einer Mischung aus Trauer und Freude an Land!
Amadeo Baldovino

Eindlich an Land

Ein heißes Bad, trockene Kleidung, Essen, ein Bett – das braucht Baldovino jetzt. Das Cello hat er immer noch vergessen. Vierzehn Stunden schläft der Musiker. Und erst beim Aufwachen erinnert er sich an den Cellokasten. An Mara. Viel Zeit zum Trauern bleibt ihm aber nicht. "Es klopfte an meiner Zimmertüre. Man brachte mir die Zeitung", erinnert er sich. Die Schlagzeile lautet:

Das Stradivari wurde gerettet!

Kann "Mara" rekonstruiert werden?

Antonio Stradivari | Bildquelle: picture-alliance/dpa Antonio Stradivari | Bildquelle: picture-alliance/dpa Man bittet Baldovino darum, die Einzelteile zu identifizieren. Aufgebahrt liegen sie im Kasten wie in einem Sarg. Anfangs sei es unmöglich gewesen, die Teile zusammenzustecken. Und doch gelingt es: Die Restauratoren überziehen die Bruchstücke mit einer Wachsschicht, damit der Lack nicht bröselt. Eingehüllt lassen sie die Holzteile des Cellos austrocknen. Und am Ende, so heißt es, klingt das Instrument besser als je zuvor. Dem Cellisten Heinrich Schiff wird Mara, das einzige Cello mit Freischwimmerabzeichen, lange Zeit ein treuer Partner.

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