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Mailand - 9. Februar 1893 Verdis "Falstaff" wird uraufgeführt

Im hohen Alter doch noch eine Komödie schreiben? Die Sticheleien seines Librettisten sitzen und Verdi nimmt die Herausforderung an. Das Publikum in der Scala ist gespannt auf Verdis letzten großen Wurf.

Figurine der Uraufführung von Verdis "Falstaff" | Bildquelle: picture alliance / akg-images

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Bild: Kostümentwurf zur Urauffühung von Verdis Falstaff 1893

Der Librettist Arrigo Boito weiß genau, wie er Giuseppe Verdis künstlerischen Ehrgeiz reizen kann. Und diese besondere Fähigkeit braucht es auch, um dem Komponisten mit 76 Jahren nochmal eine Oper abzuringen. Dieser Stachel, bezogen auf Verdis hohes Alter, sitzt:

Es gibt nur einen Weg, noch besser Schluss zu machen als mit Otello, nämlich siegreich mit Falstaff zu enden.
Der Librettist Arrigo Boito

Verdis Reaktion

"Seit 40 Jahren wünsche ich, eine komische Oper zu schreiben, und seit 50 kenne ich Shakespeares 'Lustige Weiber von Windsor'; indes … die üblichen ABER, die es überall gibt, stellten sich jedes Mal einer Erfüllung dieses Wunsches entgegen. Nun hat Boito sämtliche ABER weggeräumt und mir eine lyrische Komödie gemacht, die keiner anderen ähnlich sieht."

Verdi und Boito - ein geniales Paar

Gisueppe Verdi und Arrigo Boito | Bildquelle: Wikimedia Commons Bildquelle: Wikimedia Commons Verdi und sein genialer Librettist Boito waren schon bei den Tragödien "Simon Boccanegra" und "Otello" Italiens Opern-Dream-Team. Jetzt also "Falstaff". Eine Komödie, nach Shakespeare, über einen feisten Adligen, dessen beste Zeiten vorbei sind. Sir John ist außer Form, und schlimmer: Ihm fehlt das Geld - für Wein, Weib und Gesang. "Falstaff ist ein Schelm, der alle möglichen Schlechtigkeiten begeht … aber auf lustige Art." Bei aller leichten Heiterkeit ist Verdis Oper sicher nicht harmlos und trivial. Was in dieser Komödie lustig scheint, entpuppt sich auf den zweiten Blick als bitter, schäbig und gemein. Und Verdis später Ausflung ins Komödiantische kommt beim Mailänder Publikum an - die Uraufführung wird ein Riesenerfolg.

Der Mensch ist als Narr geboren

Grandioses, übergreifendes Welttheater wird der "Falstaff" durch den Verzicht auf Moral. Gut und Böse verlieren ihren Wert, wenn sich der Knoten am Ende in einer Fuge löst:
"Tutto nel mondo è burla, l’uom è nato burlone, nel suo cervello ciurla, sempre la sua ragione" -
Alles ist Spaß auf Erden, und der Mensch ist als Narr geboren. In seinem Hirn wackelt beständig sein Verstand.

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