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Was heute geschah – 05. Mai 1869 Der Komponist Hans Pfitzner wird geboren

Moskau, 5. Mai 1869. Der deutsche Komponist Hans Pfitzner wird geboren. Pfitzner war eine der widersprüchlichsten Erscheinungen der deutschen Musik insgesamt. Einerseits dem romantischen Geist verpflichtet, schrieb er andererseits Werke, die zu spröde waren, umd sich unmittelbar zu erschließen. Den Nazis wollte er sich andienen – doch die mochten weder ihn noch seine Musik.

Der Komponist Hans Pfitzner. Porträtaufnahme von ca. 1900 | Bildquelle: picture-alliance/akg

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Die Sendung zum Anhören

Die Zeichen standen nicht schlecht für eine Musikerkarriere: Pfitzners Vater war Orchestergeiger in Moskau, später Musikdirektor an der Frankfurter Oper. Pfitzners Musikstudium verlief unspektakulär, aber nicht erfolglos. Und doch hat er früh zu kämpfen, um die Uraufführung seiner ersten Oper "Der arme Heinrich", generell um Anerkennung und Erfolg. Der stellt sich – wenn auch mühevoll – durchaus ein, als Konservatoriumsleiter und Operndirektor in Straßburg etwa, vor allem als Schöpfer der musikalischen Legende "Palestrina", die Bruno Walter 1917 in München aus der Taufe hebt. Der größte Triumph im Leben des Komponisten.

An jeder Ecke witterte er Verrat

All das verhindert nicht, dass Pfitzner eine der widersprüchlichsten Erscheinungen des deutschen Musiklebens im frühen 20. Jahrhundert wird. Ein schwieriger Charakter, zurückhaltend formuliert, umstritten obendrein. Den jungen Pfitzner sieht die Kritik als "Führer der Sozialdemokratie in der Musik", kein freundliches Urteil im Kaiserreich. Später gilt er als Reaktionär. Ein Misanthrop, an jeder Ecke Verrat witternd, Verrat am wahren Deutschtum, an deutscher Kunst und Musik, vor allem der eigenen. Polemisch wettert er gegen den völkerfeindlichen Internationalismus, die atonale Strömung, die Jazz- und Foxtrott-Flut, die der Amerkanismus nach Deutschland spüle. Und gegen die "Alljuden", die er fein säuberlich trennt von seinen jüdischen Freunden – nur einer von vielen Widersprüchen.

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PFITZNER - Palestrina, Vorspiel 1.Akt | Bildquelle: gabarra (via YouTube)

PFITZNER - Palestrina, Vorspiel 1.Akt

Eigenwillig schöne Musik

Seine wenig sympathische, gelegentlich trübselige Rolle in der Weimarer Republik und im Dritten Reich verstellt manchem den offenen Blick auf seine Musik. Wirklich populär war die ohnehin nie. Zwölftönigkeit und Neuer Sachlichkeit der 20er-Jahre musste Pfitzners bewusst der Tradition verpflichtete Musik wie aus ferner Vergangenheit herübertönen. Überholt erschien vielen auch seine im Kern romantische Inspirationsästhetik. Selbst eingelöst hat er sie ohnehin nicht durchgängig, vor allem in späteren Jahren wirkt manches wenig inspiriert. Doch in seinen großen Momenten bietet Pfitzners Werk eine eigenwillig schöne Musik, zugleich zu spröde, als dass die Nationalsozialisten ernsthaft daran gedacht hätten, Pfitzner zu dem deutschen Komponisten aufzubauen. Es lohnt, nach diesen großen Momenten zu suchen.  

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:30 und 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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