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Was heute geschah – 24. Oktober 1893 Kurt Huber wird geboren

Chur in Graubünden, 24. Oktober 1893, 11 Uhr und 30 Minuten: Ein Junge erblickt die Welt. Schweizer ist er aber nicht, das lässt schon sein Nachname vermuten: Kurt Huber.

Mahnmal Weiße Rose | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Kurt Huber wird zwar in Chur in Graubünden geboren, Schweizer ist er aber nicht: Die Hubers kommen aus Bayern, der Vater arbeitet in der Schweiz. In Kurts vierten Lebensjahr zieht die Familie nach Stuttgart; im musikalischen Elternhaus lernt er Klavier und Kontrapunkt. Zum Studium gehen Kurt und sein Bruder nach München, die Mutter und die beiden Schwestern kommen mit.

Sammler von Volksliedern

Huber ist vielseitig begabt: Er promoviert in Musikwissenschaft, habilitiert in Musikpsychologie und hört auch noch Vorlesungen in der Philosophie. Mitte der 1920er wird er außerordentlicher Professor am Psychologischen Institut, gleichzeitig beschäftigt ihn ein Thema, für das er berühmt werden soll: Er sammelt Volkslieder. Gemeinsam mit dem Kiem Pauli reist er durch Bayern, lässt sich vorsingen und bringt die Lieder als Buch heraus. Er bleibt dabei ganz Wissenschaftler: Er analysiert die Texte und Melodien und arbeitet an einer Volksliedtypologie. Auch Carl Orff lernt er so kennen. Bald ist er in ganz Europa unterwegs und beschäftigt sich auch mit Korangesängen und indischer Musik. Besonders wichtig bleiben ihm aber die bayerischen Lieder.

Studentinnen und Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk.
Aus dem sechsten Flugblatt der Weißen Rose

Konservativ und gegen die Nazis

Der Musikwissenschaftler und Widerstandskämpfer Kurt Huber | Bildquelle: Weiße Rose Stiftung / Prof. Wolfgang Huber Kurt Huber | Bildquelle: Weiße Rose Stiftung / Prof. Wolfgang Huber Die Nazis schikanieren Huber schon früh: Durch eine Kinderlähmung hat er eine Sprech- und Gehbehinderung, wegen der sie ihm einen ordentlichen Lehrstuhl verwehren. Huber ist zwar national-konservativ, doch die Beschneidungen der Freiheit und die Massenmorde der Nazis lassen ihm keine Ruhe.1942 kommt er mit den Geschwistern Scholl und der Weißen Rose in Kontakt. Anfang 1943 verfasst er deren sechstes und letztes Flugblatt: "Studentinnen und Studenten!", heißt es dort. "Auf uns sieht das deutsche Volk. Von uns erwartet es die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes."

Dieses Flugblatt werfen die Geschwister Scholl in den großen Lichthof der Münchner Universität – und werden dafür hingerichtet. Huber wird bald darauf ebenfalls verhaftet und zum Tode verurteilt. Bis zur Vollstreckung am 13. Juli 1943 arbeitet er noch weiter an seinen Büchern. Und dichtet: "Wenn ich mich frag': Was hab ich hinterlassen? / Konzepte, Skizzen nur – papierne Massen, kaum eine Reinschrift. / Reinschrift meines Lebens ist nur der Tod – und der war nicht vergebens."

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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