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17.06.1919 – Galina Ustwolskaja wird geboren Der eiserne Weg

Petrograd, 17. Juni 1919. Lange komponierte Galina Ustwolskaja im Schatten des großen Schostakowitsch, ihrem Lehrer und Liebhaber. In den Neunzigern dann endlich: Der Durchbruch als kontroverse Komponistin. Ihre Hartnäckigkeit hat sie sich bis zuletzt beibehalten.

Galina Ustwolskaja | Bildquelle: © Galina Ustwolskaja / Archiv Sikorski

Bildquelle: © Galina Ustwolskaja / Archiv Sikorski

Die Welt erfuhr von ihrer Existenz, als sie 70 wurde. Aber auch in Russland hörte man die Musik von Galina Ustwolskaja kaum. Die Werke, die die Künstlerin hinter verschlossenen Türen in ihrer kleinen Wohnung am Rande von Leningrad komponierte, passten nicht in die Ideologie der sowiejtischen Musikkunst.

Ihr Lehrer: Dimitrij Schostakowitsch

Galina Ustwolskaja war seit 1939 Schülerin von Dimitrij Schostakowitsch. Ihr Lehrer schätzte sie als Studentin außerordentlich. Später wurden sie ein Paar. In den 60er-Jahren trennten sich ihre Wege – und Galina Ustwolskaja hatte nur noch vernichtende Worte für ihren Lehrer und Liebhaber übrig.

Schostakowitschs Musik hat mich immer deprimiert.
Galina Ustwolskaja

Absolut neue Musik

Ustwolskaja hat Schostakowitsch seinen Kompromiss mit der Partei und die zahlreichen Auftragswerke nicht verzeihen können. Ab Mitte der 60er-Jahre komponierte sie nur noch ihre "eigentliche" Musik, obwohl sie wussste, dass diese Werke in ihrer Heimat der Sowjetunion keine Chance hatten. Jedoch erhielt die Komponistin Anfang der 90er-Jahre durch Festivals im Westen allmählich Bekanntheit. Ihre Musik rief Erstaunen hervor. Ihr Stil passte in keine Schublade und stand absolut quer in der Landschaft der neuen Musik. Mit nichts bisher Gehörtem konnten die Kläng der nun in St. Petersburg lebenden Künsterlin in Verbindung gebracht werden. Galina Ustwolskajas Musik erschütterte, kränkte und faszinierte.

Einen Abend lang wird die Seele zerkratzt und geschunden. Keine Sekunde Aufschub, nicht einmal ein luftiges Intermezzo oder eine Träumerei. Nichts als schonungsloses Hämmern auf dem Amboss der Wahrheit.

Die Annerkennung, die sie durch den Westen erfuhr, half der Komponistin zwar materiell: Endlich konnte sie ihre Wohnung renovieren. Menschlich veränderte der Erfolg die scheue Komponistin jedoch so sehr, sodass sie bis zu ihrem letzten Tag in ihrer kleinen Plattenbauwohnung in St. Petersburg komponierte. Galina Ustwolskaja starb 2006, mit 87 Jahren.

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Ustvolskaya: Violin Sonata / Kopatchinskaja · Hinterhäuser | Bildquelle: Berliner Philharmoniker (via YouTube)

Ustvolskaya: Violin Sonata / Kopatchinskaja · Hinterhäuser

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