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Was heute geschah – 21. Januar 1852 Giuseppe Verdi wehrt sich gegen Hetzkampagnen

Paris, 21. Januar 1852. Giuseppe Verdi schreibt einen erbitterten Brief an seinen ehemaligen Schwiegervater Antonio Barezzi. Seit einiger Zeit schon muss sich er gegen Hetzkampagnen in seiner Heimatstadt Busseto zur Wehr setzen. Stein des Anstoßes: seine Geliebte, die Sängerin Giuseppina Strepponi, einst eine der begehrtesten Primadonnen Italiens, Star zahlreicher Donizetti- und Bellini-Opern, gefeiert in Verona, Florenz, Rom und Mailand. Nur: ihr Ruf!

Der italienische Komponist Giuseppe Verdi | Bildquelle: picture alliance/Leemage

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Man weiß um Strepponis Affären, ihre drei unehelichen Kinder, ihre finanziellen Schwierigkeiten, den Ruin ihrer schon bei der Uraufführung des "Nabucco" angeschlagenen Stimme. Ihrer Freundschaft zu Verdi tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie entwickelte sich zu einer heißen Leidenschaft, die sich, seit Giuseppina als Gesangslehrerin in Paris lebte, zu einer engen Bindung festigte. In Paris schien das Leben als unverheiratetes Paar vergleichsweise einfach, in Busseto, wo die beiden seit 1849 leben, macht man es ihnen schwer. Der Vater ist gegen die Liaison, in der Kleinstadt wird getratscht, die Kirchenbank neben der Fremden bleibt leer. Selbst auf dem von Verdi gekauften Gut Sant'Agata finden die Verliebten keine Ruhe.

Verdi verliert die Geduld

Die Sängerin Giuseppa Strepponi. Lebensgefährtin Giuseppe Verdis | Bildquelle: picture-alliance / Leemage | Costa Verdis Lebensgefährtin Giuseppina Strepponi | Bildquelle: picture-alliance / Leemage | Costa Als sie 1851 beschließen, den Winter wieder in Paris zu verbringen, verfolgt sie der Klatsch gar bis nach Frankreich. Jetzt hat sich auch Barezzi anstecken lassen. Verdi reißt der Geduldsfaden und schreibt: "Sie leben in einer Kleinstadt, die die schlechte Eigenschaft hat, dass man sich häufig in die Angelegenheiten anderer eindrängt und alles missbilligt, was den eigenen Anschauungen nicht entspricht. Ich habe nichts zu verbergen. In meinem Hause lebt eine Dame – frei, unabhängig, die Einsamkeit liebend wie ich… Wer weiß, ob sie meine Frau ist oder nicht? Und in diesem Fall, wer weiß, was die besonderen Gründe, was die Absichten sind, die Veröffentlichung zu verschweigen? Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist? Warum könnte es nicht auch etwas Gutes sein? Und wäre es auch etwas Schlechtes, wer hat das Recht, den Bannfluch gegen uns zu schleudern?"

Verdi verlangt sein gutes Recht

Drei Monate später werden Verdi und Strepponi nach Sant Agata zurückkehren. Doch bis sie heiraten, vergehen noch sieben Jahre. Verdi schreibt: "Die Freiheit des Handelns, die man auch in weniger zivilisierten Kleinstädten achtet, verlange ich als mein gutes Recht auch in der meinen."

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 21. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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