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Was heute geschah – 27. Februar 1811 Carl Maria von Weber verdient Geld mit der Gitarre

Gießen, 27. Februar 1811. Carl Maria von Weber ist auf Promotion-Tour für seine neue Oper – bislang mit wenig Erfolg. Doch als er in der hessischen Stadt ein Konzert gibt und Lieder zur Gitarre singt, liegt ihm das Publikum zu Füßen – und: Der Komponist verdient Geld mit seinem Auftritt!

Der Komponist Carl Maria von Weber. Radierung, um 1890, von Wilhelm Woernle | Bildquelle: picture-alliance / akg

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Die Sendung zum Anhören

Wenn einer eine Reise tut - so hat er am Ende hoffentlich was zu…. zählen! Carl Maria von Weber jedenfalls tut seine Reise von Darmstadt über Gießen in Richtung München nicht, um Schöngeistiges zu erleben, sondern zum Zwecke der Eigenwerbung: Kontakte knüpfen, Kontakte pflegen, Konzerte geben und vor allem Geld einnehmen! Er ist pleite, wie eigentlich immer.

Eine Spende vom Großherzog

Geld braucht Weber, damit er sein neuestes Werk, die komische Oper "Abu Hassan" auf die Bühne bringen kann. Bislang nämlich reißt ihm keiner die Partitur vor lauter Begeisterung aus den Händen. Gerade mal einen Widmungsträger konnte Weber gewinnen – den Darmstädter Großherzog: "Vielleicht speit er ja was Ordentliches aus!" ER speit immerhin 440 Gulden aus und ein paar gute, warme Worte, aber eine Aufführung des orientalischen Stoffes kommt für ihn nicht in Frage.

Der komplette "Abu Hassan"

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Weber "Abu Hassan" -- Rögner -- Hallstein -- Peter Schreier -- Theo Adam - 1971 | Bildquelle: Reinhold Göbel (via YouTube)

Weber "Abu Hassan" -- Rögner -- Hallstein -- Peter Schreier -- Theo Adam - 1971

Kein Erfolg in Frankfurt

In Frankfurt empfängt man Weber gerne, plaudert über Kredite, aber Geld rückt keiner raus. Man gibt dem Komponisten nicht einmal die Gelegenheit zu konzertieren. Die wirtschaftliche Lage in der Stadt ist kritisch, keinem steht der Sinn nach Kultur-Sponsoring.

Die perfekte One-Man-Show

Nächste Station: Gießen. Hier hat der Bittsteller endlich Glück. Carl Maria von Weber gibt ein Konzert, bei dem er sämtliche Register zieht: Er spielt ein Konzert von Eberl, er fantasiert über eigene Themen am Klavier. Und richtig in Rage bringt Weber sein Publikum, als er italienische Canzonetten zur Gitarre singt. Es ist die perfekte One-Man-Show, die Weber abliefert.

Ein stattliches Sümmchen

Ein paar Unkosten hat Weber, für Bühnenarbeiter, Saalmiete und Kasse. Aber ihm bleibt dennoch ein stattliches Sümmchen. Und solch begeisterte Zuhörer erlebt Weber in keiner anderen Stadt mehr, nicht in Würzburg, in Bamberg, in Erlangen und auch nicht in Augsburg, wohin ihn seine Bettel-Reise noch führt. Begeistert berichtet er: "Zwei Schreiner in Gießen nahmen nichts für ihre Arbeit, weil sie mich spielen gehört hatten. Das nenn' ich Kunstsinn." Uraufgeführt wird "Abu Hassan" dann am Ende übrigens in München.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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