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Was heute geschah – 30. August 1919 Wolfgang Wagner wird geboren

Bayreuth 30. August 1919. Wolfgang Wagner wird geboren. Als drittes Kind von Siegfried und Winifred Wagner, als Enkel von Richard Wagner und als Urenkel von Franz Liszt. Im Haus Wahnfried wuchs er auf; Kindheit und Jugend waren von den Festspielen geprägt.

Wolfgang Wagner | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Die Schule empfand Wolfgang als horrible Vorstellung, weshalb er das humanistische Gymnasium nach der Mittleren Reife verließ, um die staatliche Verpflichtung zum Arbeitsdienst und – ohne jegliche Ambitionen – seine Militärzeit hinter sich zu bringen. Nach einer Verwundung beim Einsatz in Polen wurde er, wie er selbstironisch sagte, Mädchen für alles, sprich: Hospitant bei den ersten Kriegsfestspielen 1940 in Bayreuth. Die Theaterlaufbahn stand ihm vor Augen – samt Ausbildung bei Heinz Tietjen, dem Generalintendanten der preußischen Staatstheater in Berlin und, der Zufall wollte es, künstlerischen Leiter der Richard Wagner Festspiele in Bayreuth. Aufgestiegen zum Regieassistenten Tietjens, wirkte Wolfgang erstmals 1943 bei den Festspielen mit – zusammen mit seinem Bruder Wieland, der die Bühnenbilder zu den Meistersingern entwarf.

Stilistische Entrümpelung

Proben zum Bayreuther "Jahrhundert-Ring": Regisseur Patrice Chéreau (rechts), Dirigent Pierre Boulez (links), Gwyneth Jones (als Brunhilde) und Rene Kollo (als Siegfried) | Bildquelle: picture-alliance/dpa Proben zum Bayreuther "Jahrhundert-Ring": Regisseur Patrice Chéreau (rechts), Dirigent Pierre Boulez, Gwyneth Jones und Rene Kollo | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Verstrickung der Festspiele mit den Nazis, die in erster Linie auf das Konto Winifreds ging, hat Wolfgang hautnah erlebt. Gleichwohl galt er als politisch unbelastet und setzte 1951 zusammen mit Wieland zum Befreiungsschlag an. Das Festspielhaus als Nazi-Hochburg war gestern. Jetzt hieß es, politisch und ästhetisch zu entrümpeln. Neu-Bayreuth wurde ausgerufen – ab 1966, nach dem Tod des Bruders, unter der alleinigen Leitung Wolfgangs. Mit der Auswahl mancher Regisseure und deren provozierenden, verstörenden Inszenierungen verschreckte er so manche alte Wagnerianer. Doch langfristig zahlte sich das Konzept, Offenheit, Experimentierfreude und Modernität zu demonstrieren aus –  wie bei Patrice Chéreaus "Jahrhundert-Ring" von 1976.

Bei jedem Theaterbesuch muss man von vornherein Aufgeschlossenheit mitbringen.
Wolfgang Wagner

Patriarch mit altfränkischem Humor

Sein größter Coup gelang Wolfgang Wagner 1973. Mit der Gründung der Richard-Wagner-Stiftung sicherte er sich die Festspielleitung auf Lebenszeit. Alle Versuche, den greisen Gralshüter nach rund 50 Jahren zum Rücktritt zu bewegen, scheiterten kläglich. Erst nach dem Tod seiner zweiten Frau und nachfolgenden gesundheitlichen Problemen entschied er sich 2008 notgedrungen für den Ruhestand. Die Nachfolge mit seinen Töchtern Katharina und Eva wurde ganz in seinem Sinne geregelt. So gesehen führt der mit einer guten Portion altfränkischem Humor gesegnete Festspiel-Patriarch, der 2010 in Bayreuth starb, dort selbst auch noch heute ein wenig die Regie. Von wegen Vertrag auf Lebenszeit!

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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